Verwahrloste Gebäude, verlasse Straßenzüge, schmutzige Hinterhöfe – ein kleines Feuer, brennender Müll – irgendwo in einer Nebenstraße. Es ist allen ins Gesicht geschrieben, die Kälte bereit hier niemanden eine Freude – der Dreck in der Luft, Abgase des Straßenverkehrs – in lang gezogenen Panoramen, mit provokanter Wirkung, präsentiert Regisseur William Friedkin ein New York, weit entfernt vom Traum. Ein homogenes, hässliches Bild der Großstadt - von Schönheit keine Spur.
Schicksal sozusagen, dass im selben Jahr Don Siegels „Dirty Harry“ im Kino anlief, der bis heute der populärere, massentauglichere Film ist, weil viele Zuschauer mit dem Anspruch den Friedkin ans Publikum stellt, nichts anfangen konnten. Im Gegensatz zu „French Connection“ ist dieser jedoch schwer reaktionär, obgleich Siegel gute Arbeit leistet, während „French Connection“ ein zuvor viel zu seltenes Bild von Stadt und Polizei zeigt – die Kehrseite der Marke – und war damit seiner Zeit weit voraus.
Der Protagonist Doyle, hervorragend gespielt von Gene Hackman, ist einer von vielen unter den Cops, er selbst geht nicht anders vor als diese, die er zur Strecke bringt. Hackmans Figur entspricht nicht dem klassischen Heldentyp, er ist ein Fanatiker seines Fachs, genau wie sein Partner Russo (Roy Schneider). Von Vorteilen erfüllt, folgen sie ohne jede Spur ihren Instinkten. Doyle opfert sein Privatleben quasi dem Polizeidienst, jedes Mittel ist ihm Recht um zu Erfolg zu gelangen und wenn er einmal dort angekommen ist, beginnt alles wieder von Vorne – dieser Nihilismus wird von Friedkin raffiniert zur tragenden Kraft des desillusionierenden Thrillers gemacht. Längst hat Doyle realisiert, dass das was er tut im Grunde genommen keinen Wert hat - gleichbedeutendes reflektieren die beiden, Doyle und Russo, die Friedkin geschickter Weise zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte macht.
Durch die an Originalschauplätzen, vor allem in Brooklyn und Marseille, entstandenen Bilder und der einem wahren Fall nachempfundene Geschichte, wird das gesteigert, was man Landauf, Landab – komplettiert durch die überlauten Nebengeräusche – „Authentizität“ tituliert. Dem entgegen steht eine – durch die superbe Charakterzeichnung entstehende – subtile Spannung, die den verehrten Zuschauer stets bei Laune hält. Die zwei, drei vorzüglichen Verfolgungsjagden, die den Film sogar recht actionlastig aussehen lassen, sind ein inszenatorisches, wenn nicht sogar das Highlight des Films.
Die nasse, kalte, skrupellose Bebildung und adäquat dazu die realistische und glaubwürdige Gewaltdarstellung, die sich schon in der ersten Sequenz, einem für den restlichen Verlauf scheinbar unbedeutsamen Mord an einem Polizisten während einer Observierung offenbart. Den Rest erledigt das ebenso intelligente Drehbuch, welches immer wieder Wendungen parat hält und die Geschichte logisch und schlüssig, aber genauso schwer absehbar präsentiert. Der Plot und das Storygerüst mögen konventionell erscheinen, fordern vom Zuseher dennoch höchste Konzentration.
Man kann es „French Connection“ kaum verübeln, das er eine nicht unmaßgebliche Wirkung auf die späteren Filme seines Genres hatte, und vieles heute noch prototypisch für den klassischen Polizei-Thriller ist. Umso entscheidender ist diesbezügliche vollste Aufmerksamkeit, denn wie heißt es so schön: In den Feinheiten liegt die Kunst.
Zuerst auf Filmtipps.at erschienen