Review
von Leimbacher-Mario
Kleine Sünden belohnt der liebe Gott sofort
In "Small Town Crime" folgen wir einem notorischen Alkoholiker, Versager und Ex-Cop in einen Fall und neuen Lebensabschnitt, der mit einer jungen, halbtoten Prostituierten im Straßengraben beginnt und dann schnell die richtigen Gänge findet... selbst wenn manchmal der Leerlauf dabei ist. Doch das gehört genauso zum Film Noir wie zwielichtige Nebenfiguren, brutale Auftragskiller und erbarmungslose Schiessereien. "Small Town Crime" tickt die Kästchen seines Genres sorgfältig ab und hat sein Herz am rechten Fleck, vor allem der sonst immer nur spärlich benutzte Hauptdarsteller John Hawkes brilliert zwischen Säufer und Retter. Für ein bleibendes Ereignis reicht das nicht ganz, für einen guten Abend für Freunde gepflegter Krimikost aber locker.
Nie Satire, nie Parodie, nie bierernst - die Balance stimmt. Staubig. Schwierig. Schwitzig. Mit einer heißen Atmosphäre aus Promille und Proleten und einem erstaunlichen Timing. Sowohl für ernste Momente wie für viele eingestreute Schmunzler. Hawkes ist definitiv einer dieser Schnüffler, von denen man gerne noch mehr Abenteuer sehen würde. Kein Spektakel, kein Schreihals, kein Grossmaul. Dafür ist "Small Town Crime" zu unter dem Radar, zu subtil, zu gemütlich. In blutiger Melancholie, in schmutziger Einsamkeit, in seinem verlorenen Glauben an das Gute. Die jungen Coens lassen grüßen. Tolle Ansätze triumphieren über kleine Schwächen und Fehler. Behäbig und sehr lässig.
Fazit: Film Noir ist tot! Lange lebt der Film Noir! "Small Town Crime" ist pulpig, intim, sympathisch und mäandernd. Ganz seinem Genre verpflichtet und kein Stück mehr. Durch Hawkes reicht das. Fast.