iHaveCNit: Flashback 2017: Western (2017)
Film Nummer 8 der aktuell auf 10 Stück begrenzten Filme aus dem letzten Jahr, die ich dieses Jahr noch nachholen möchte, ist der deutsche Film „Western“ von Valeska Grisebach, bei dem ich bedauernswerterweise zu seinem Veröffentlichungszeitpunkt 24.08.2017 im Kino bereits Tage vorher „Atomic Blonde“ und am damaligen Wochenende eher „Tulpenfieber“ gesehen habe. Warum ich mir damals nicht „Western“ angesehen habe, frage ich mich nach der Sichtung nun, denn „Western“ ist einer der besten deutschen Filme seit Ewigkeiten, auch wenn er weitgehend unbemerkt blieb.
Eine Gruppe Bauarbeiter, darunter der Vorarbeiter Vincent und der Bauarbeiter Meinhard werden zur Montage nach Bulgarien geschickt, um ein Wasserkraftwerk zu bauen. Kurze Zeit später fangen die Bauarbeiten an zu stocken, weil wichtiges Material zum Bau fehlt. Doch man könnte sich helfen, indem man ein nahegelegenes Dorf und seine Bewohner um Hilfe bittet. Das gestaltet sich für die Gruppe jedoch aufgrund sprachlicher Barrieren sehr schwierig und es entstehen zwischen dem Dorf und den Bauarbeitern sowie auch zwischen Meinhard und Vincent Spannungen, da man unterschiedliche Ansichten zur Lösung der Probleme hat.
„Western“ fühlt sich als Film unglaublich rau, authentisch und pur an. Und die Machart des Films scheint sich auch in diversen Punkten an das Dogma95-Manifest der dänischen Regisseure Lars von Trier und Thomas Vinterberg halten. Und man hat sich ganz offensichtlich am namensgebenden Filmgenre des „Western“ bedient. Eine Gruppe Bauarbeiter, die sich in ein fremdes Land aufmacht und in Kontakt mit Einheimischen kommt, ist in gewisser Art und Weise genauso wie wenn Cowboys oder Pioniere ins Land der Indianerstämme aufziehen. Es geht in „Western“ um Kommunikation, um die Suche nach sich selbst, um die Art nach welchen Gesetzen man lebt. Um den höchstmöglichen Grad an Authentizität zu erreichen, wurden hauptsächlich Laiendarsteller aus der Baubranche verpflichtet und auch Bulgaren aus der direkten Umgebung dieses Dorfes. Sprachlich bekommen wir einen ostdeutschen, berlinerischen Dialekt und neben gebrochenem Deutsch und Englisch untertitelt bulgarisch, was für den Zuschauer herausfordernd ist aber die Wirklichkeit des Films unterstützt. Die warmen und schönen Bilder der bulgarischen Prärie und des bulgarischen Dorfs, die mit nahezu vollständiger natürlicher Beleuchtung aufgezeichnet worden sind unglaublich toll, genau wie das vollständige Fehlen von künstlich hinzugefügter Musik. Aber die wirklich große Stärke des Films ist das schlichte und reduzierte Spiel von Meinhard Neumann und das Vertrauen des Films auf seine ruhigen Momente und das Unausgesprochene in den entsprechenden Gesten. „Western“ sollte man sich auf jeden Fall nicht entgehen lassen.
„Western“ - My First Look – 9/10 Punkte.