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Ein Slasher aus weiblicher Perspektive ist zumindest mal eine Abwechslung im Genre. Hauptdarstellerin Jamie Bernadette schneiderte sich ihre Rolle per Drehbuch auf den Leib, während Letia Clouston Regie führte. Die hat allerdings zuvor zwei Weihnachtsfilme verbrochen.

Vor fünf Jahren traumatisierte eine sechsköpfige Mädchengruppe eine Vergewaltigung während einer Party mit Drogenkonsum. Nun treffen sich die Betroffenen in einer Waldhütte wieder, wo der vermeintlich ermordete Peiniger wieder auftaucht…

Mal eben im Slasher-Baukasten gewühlt und schon fündig geworden: Auf den ersten Blick scheint sich die sechste Freundin wie eine alte Bekannte vorzustellen, die etwa einmal pro Woche nach dem Rechten sieht. Doch ein wenig Sarkasmus schimmert schon durch, als man sich über Solidarität unter Frauen unterhält oder gar versucht, aus dem Trauma Kapital zu schlagen, indem man sich als Reality-Sternchen versucht. Dass in der Hütte kein Mobiltelefon funktioniert und der Killer die Fahrzeuge manipuliert, versteht sich von selbst.

Immerhin wird einige Male geschickt mit den üblichen bösen Vorzeichen gespielt, - es gibt den aufweckenden Knall vor der Haustür, obgleich alle zur selben Zeit im Bett liegen, aktuelle Wahrnehmungen vermengen sich mit Bildern des Traumas und nicht zuletzt könnte ja auch ein Dämon in die Sangria gefahren sein, um die Mädels wuschig zu machen. Da jedoch keine Form der körperlichen Freizügigkeit bei den Anwesenden auszumachen ist, landet man schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen einer Regiefrau.

Wobei an der Inszenierung wenig auszusetzen ist, denn die Kamera arbeitet ordentlich, Darstellerinnen wie Dominique Swain, Chantelle Albers oder Monique Rosario liefern überdurchschnittlich ab und der spärlich eingesetzte Score erfüllt zumindest seinen Zweck.
Abstriche sind allerdings bei den wenigen, nicht übermäßig kreativen Ableben zu machen, obgleich die Effekte ohne Computergedöns realisiert wurden. Ein Kehlenschnitt, ein paar wuchtige Schläge auf einen Schädel, jemand Brennendes und ein Flaschenhals im selben eines menschlichen offenbaren nicht gerade eine blutige Vernissage.

Um die Wurzel des Bösen freizulegen, muss man indes nicht tief graben, denn das Übel ist binnen weniger Spatenstiche nach rund einer halben Stunde Laufzeit an die Oberfläche gebracht. Zumindest ergeben sich diesbezüglich nicht allzu viele Logiklöcher, die üblichen Unwahrscheinlichkeiten wie zu lasche Gegenwehr oder unvorteilhafte Gruppenaufteilungen mal außen vor. Und einen leichten Seitenhieb beinhaltet die letzte Einstellung immerhin auch.

Nicht immer zünden die Auflockerungen und zuweilen ist das Timing ein wenig holprig, doch Letia Clouston macht insofern einen soliden Job, als dass sie die Mechanismen des Genres passabel umsetzt und trotz etwas langer Vorglühzeit ein annehmbares Tempo auffährt.
Das Drehbuchschreiben sollte sie vielleicht jemand anderen überlassen und nicht gerade einer Favorite-Friend-Bitch.
5,5 von 10

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