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Um ihr eingeschlafenes Liebesleben wieder etwas aufzupeppen, fährt das Ehepaar Burlingame zu einem einsam gelegenen Ferienhaus in den Wald, wo sie ein gemeinsames Wochenende verbringen wollen. Der besondere Kick, den sich der dominant auftretende erfolgreiche Geschäftsmann Gerald (Bruce Greenwood) ausgedacht hat, besteht in Fesselspielchen am Bett, daher kettet er seine Partnerin Jessie (Carla Gugino) mittels Handschellen an den Bettpfosten an, was diese geschehen läßt. Nachdem er eine bestimmte blaue Pille eingeworfen hat, legt Gerald auch alsbald los, doch Jessie ist alles andere als begeistert und will wieder losgebunden werden. Gerald wiederum, der seine wohlvorbereitete Idee den Bach runtergehen sieht, ziert sich noch und will diskutieren, als ihn plötzlich ein Herzinfarkt umwirft. Mit dem toten Ehemann am Fußboden und ans Bett gekettet realisiert Jessie erst langsam, in welch auswegloser Situation sie sich befindet: Die Hausangestellten waren alle schon in den vergangenen Tagen da, Nachbarn sind zu weit weg, Freunde wurden auch nicht verständigt und das Handy bzw. die Schlüssel zu den Handschellen liegen unerreichbar weit weg. Nur ein hungriger streunender Hund kommt irgendwie ins Haus. In der totalen Abgeschiedenheit fängt Jessie an, über ihr Leben nachzudenken...

Das Drama Gerald's Game fängt sehr gemächlich an, vermag mit dem unterwegs auf der Straße im Weg stehenden streunenden Hund auch eine leichte Mystery-Atmosphäre zu erzeugen, verliert sich dann aber in ein wenig spannendes Ehedrama: Der Mittfünfziger Gerald will nochmal zeigen, was für ein toller Hengst er ist und hat dazu einige Vorbereitungen getroffen, die eher unterwürfige Jessie hat eigentlich keine Lust und macht ihm zuliebe mit, stellt dann aber fest daß sie das titelgebende "Spiel" gar nicht interessiert und will aus der selbstgewählten Zwangslage so schnell wie möglich wieder raus.  Als ihr das nicht gelingt und ihr Gatte verstirbt, stellen sich Halluzinationen ein, in denen sie sich lang und breit mit Doppelgängern ihres verstorbenen Mannes und ihrer selbst unterhält, wobei Ersterer das Böse und ihr eigenes Alter Ego das Gute repräsentiert.
Die zwischenzeitlichen Versuche, sich selbst zu befreien nehmen nur wenig Raum ein, dafür werden umso mehr Szenen aus Jessies Kindheit eingeblendet, in der sich ihr Vater an ihr verging, als sie 12 Jahre alt war und mit ihm eine seltene Sonnenfinsternis beobachtete. Spätestens hier kann man erahnen, in welche Richtung der Film sich bewegt - Reflektionen einer Mittvierzigerin, die im Angesicht des möglicherweise baldigen Verdurstens noch einmal Rückschau auf ihr Leben hält, garniert mit reichlich Küchen-Psychologie. Die wenigen Horror-Momente erschöpfen sich in einem verwilderten Schäfer-Mischling, der im Lauf der nächsten Stunden ab und zu den vor dem Bett in einer Blutlache liegenden Gatten anknabbert sowie in einem Frankenstein-Verschnitt, der nur nachts auftaucht und gruselig dreinblickt.

Regisseur Mike Flanagan (Still, Before I Wake) kann sich bezüglich des kaum Spannung erzeugenden Drehbuchs zwar auf die gleichnamige Romanvorlage von Stephen King herausreden, dennoch gehört Gerald's Game eher zum Genre "Starke Frauenrollen", denn Carla Gugino bestreitet den Hauptteil des Films und scheint aus Versäumnissen der Vergangenheit zu lernen, während die Männer in diesem Streifen entweder unterdrückende Alpha-Tiere (Gerald) oder erbärmliche Kinderschänder (Jessies Vater Tom) sind. Das Ende ist daher keine Überraschung, die nachgeschobene Erklärung für den nächtlichen Monster-Besucher allerdings geradezu an den Haaren herbeigezogen. Obwohl Carla Gugino überzeugend agiert ist der Film insgesamt unbefriedigend und streckenweise schlicht langweilig. 3 Punkte.

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