Während manche literarische Vorlage von Stephen King bereits zweimal umgesetzt wurde („Shining“, „Es“, „Carrie“), warten Fans immer noch vergeblich auf Sachen wie „Todesmarsch“ oder „Amok“, wogegen „Das Spiel“ von 1992 zu den eher weniger bekannten Romanen zählt. Er entstand kurz nach „Misery“ und weist einige Parallelen dazu auf, allerdings auch den gewaltigen Unterschied, dass die Hauptfigur mit sich allein kämpft.
Für Jessie (Carla Gugino) und Gerald (Bruce Greenwood) sollte es ein heimeliges Wochenende in der Hütte am See werden, um die ermüdete Beziehung ein wenig aufleben zu lassen. Zunächst willigt Jessie in das Rollenspiel mit Handschellen am Bett ein, doch als es zum Streit kommt, erleidet Gerald einen tödlichen Herzinfarkt. Nahezu bewegungsunfähig kämpft Jessie nicht nur gegen die drohende Dehydrierung an, denn ein streunender Hund hat sich Zutritt zur Hütte verschafft…
In den Neunzigern gab es eine regelrechte Welle rund um die kleine blaue Pille für den einsatzbereiten Mann, was King direkt aufgreift und daraus die nachvollziehbare Todesursache bastelt. Bereits nach einer Viertelstunde ist die prekäre Situation etabliert und das Kammerspiel nimmt seinen Lauf, während sich rasch Erscheinungen hinzugesellen, bei denen sogleich klar wird, welche seelischen Abgründe sich bei Jessie auftun. Gerald offenbart sich auch nach seinem Tod als Zyniker, der mit makaberem Grundton auf Jessie einredet und ihr die Hoffnung aufs Überleben zu rauben scheint. Ihr Alter Ego steht indes für die Vernunft und appelliert an den Überlebenswillen, was Regisseur Mike Flanagan größtenteils gekonnt in die Szenerie einbindet und dabei auch noch Querverweise zu „Dolores“ und „Cujo“ unterbringen kann.
Hinzu gesellt sich ein einschneidendes Kindheitstrauma mit entsprechenden Rückblenden und eine alptraumhafte Erscheinung, welche der Mondscheinmann genannt wird und für einige Schauer sorgt. Die beklemmende Ausgangslage ist ohne weiteres greifbar und natürlich stellt man sich die Frage, ob so ein Bettpfosten mit fünf Zentimetern Durchmesser an der dünnsten Stelle nicht auf kurz oder lang durchzukriegen ist und ob nicht die Beinarbeit sträflich vernachlässigt wird, um das komplette Bett nicht wenigstens ein wenig zu schieben.
Trotz der mächtigen Laufzeit von 105 Minuten funktioniert die Mischung aus Drama, Horror und Thriller recht gut, was definitiv am starken Spiel von Carla Gugino und Bruce Greenwood liegt. Der fast vollständige Verzicht auf eine musikalische Untermalung schürt die Isolation der Hauptfigur und auch das Make-up trägt viel zur Glaubwürdigkeit der Situation bei. Die wenigen Gewalteinlagen sind durchaus deftig, nur gegen Ende mangelt es ein wenig an Konsequenz und dem Mut zum passenden Abschluss. Die finalen Minuten driften ein wenig zu sehr ab und relativieren den zuvor etablierten Schrecken leider deutlich.
Dennoch eine gelungene King-Verfilmung, die mit wenigen Mitteln sauber auf den Punkt kommt und aufgrund zweier starker Mimen bei Laune hält, obgleich sich der Großteil der Handlung in nur einem Raum abspielt. Flanagan orientiert sich merklich an der literarischen Vorlage und vermag vor allem die Zwiegespräche gut umzusetzen, wodurch eine entsprechende Tiefe auszumachen ist. Einzig die finalen Minuten fallen ein wenig aus dem Rahmen, schmälern den insgesamt positiven Gesamteindruck jedoch nur geringfügig.
7 von 10