Review

kurz angerissen*

Es klingt so vielversprechend subversiv wie ein Häuschen mit Vorgarten in den amerikanischen Suburbs: "Suburbicon", eine im Amerika der 50er Jahre angesiedelte Gesellschaftsparabel, geschrieben in den späten 80ern und einwandfrei auf die Gegenwart anwendbar, könnte so viel Gewicht erzeugen. Sie ist bevölkert mit klassischen Coen-Figuren, die irrationale Schneisen ziehen und verrückte Dinge anstellen. Eine Katastrophe bahnt sich an, bei der sich das Verdorbene von innen nach außen zu drehen ankündigt. Dem von den Coens selbst geschriebenen und von George Clooney auf die Leinwand gebrachten Projekt liegt viel Potenzial zugrunde, denn es basiert auf einem starken Skript, dessen zweigleisige Erzählform inhaltlich voneinander getrennte Handlungen durch einen gemeinsamen gesellschaftspolitischen Überbau in einer langen Parallelmontage miteinander verknüpft, und das auf durchaus vielschichtige Art und Weise.

Den inzwischen leicht abgewetzten Coen-Ismen kann man natürlich kritisch gegenüberstehen. Gerade Matt Damons vermeintliche Bandbreite als Charakterdarsteller dampft zunehmend auf ein polarisiertes Pingpong-Spiel zusammen. Linkische, vom System unterdrückte Bürotypen variiert er ebenso gekonnt wie den tollkühnen Actionhelden, dazwischen klafft aber bereits eine breite Lücke. Auffallen kann das aber eigentlich nur, weil "Suburbicon" ein Puppentheater mit sehr speziell zu handhabenden Puppen ist, deren Marionettenkreuz in den Händen des falschen Strippenziehers liegt. Der politische Kontext mag Clooney liegen, die Figuren hingegen nicht. Er weiß all die Schmierlappen und bigotten Reinheitswächter nicht zu greifen, die entweder mit Feuer und Mistgabel auf die Barrikaden gehen oder unter der Maske des Gesetzes die Hände zum eigenen Vorteil aufhalten. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Oscar Isaac hier nicht eine Fargo-Schablone aus dem Lehrbuch spielt. Gelenkt wird sie aber synthetisch, wie ein einfaches Rad im Getriebe, ohne das Gespür für das Skurrile, das ihr innewohnt.

Weil die Figuren aber eben der Schlüssel zum Gelingen dieses satirischen Modellbausatzes sind, entgleitet Clooney das Heft schon im Ansatz. Man wird das Gefühl nicht los, mit störrischen, humorlosen, verbissenen Relikten nach "Mad Men"-Zuschnitt wäre er seinem angepeilten Ziel näher gekommen. Das Ergebnis liegt nun irgendwo zwischen Fisch und Fleisch. Zu schade um das Karikaturistische der Coens, zu schade um die Ambitionen Clooneys.

*weitere Informationen: siehe Profil

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