Vorstadt der Scheinheiligen
George Clooney ist nicht die Coen-Brüder. Ach was. Will er das überhaupt sein? Denn seinen oft etwas unbeholfenen und tumben Stil hat der Schauspielmegastar für seine Regiearbeiten definitiv gefunden. Er macht nichts hintenrum, subtil oder angedeutet, er haut einem jede seiner Aussagen und Pointen schamlos vor den Latz. "Suburbicon" ist da keine Ausnahme. Eher leicht zu zerreißendes Paradebeispiel. Es geht um das auf den ersten Blick blütenreine Leben in der US-Vorstadt - doch unter der Oberfläche brodelt es. Die Mafia, Betrügereien, heiligen Scheine auf den schmutzigsten Köpfen, Rassismus und soziale Fäulnis lauern überall. Die hübschesten Gärten, die übelsten Menschen.
Ein bisschen Lynch, ein bisschen Coens, ein bisschen Hitchcock - fertig ist Clooneys bitterböse Satire auf die Scheinheiligkeit seines Landes. In den 50ern wie heute. Viel getan hat sich nicht und ein Mangel an Aktualität kann man der dunklen Komödie nicht vorwerfen. Der Film ist eindeutig besser, als er von vielen Kritikern gemacht wird. Jedoch muss man keine blühende Fantasie haben, um sich ausdenken zu können, wieviel mehr die Coens selbst aus ihrem Script herausholen hätten können. Andererseits hat es vielleicht Gründe, warum sie es so lange unter Verschluss hielten. Es wirkt fast etwas plakativ und zu dumm für Ihre Ansprüche. Es entscheidet sich kaum zwischen seinen Hauptthemen, ist durchsichtiger als es glaubt zu sein und nicht nur ideologisch äußerst einseitig. Eine gute Zeit hatte ich, nicht zuletzt dank einem hübschen Retro-Look und exzellenten Darstellern bis in kleinste Nebenrollen, trotzdem im Kino. Überraschend kurzweilig!
Fazit: nicht gerade subtil oder clever, eben Clooney nicht die Coens, doch allgemein trotzdem eine feine Satire auf die ach so sauberen amerikanischen Vorstädte. Hätte nicht so lange in der Schublade der Coens verstauben müssen & hätte ich noch lieber von den zwei Brüdern verfilmt gesehen. Eine Gurke riecht für mich aber anders!