Review

kurz angerissen

Ob Mahjongg oder Attentat mit Scharfschützengewehr, in Toru Murakawas „The Most Dangerous Game“ ist das Leben nichts als eine große Spielesammlung. Wie oft man gewinnt oder verliert, hängt entschieden vom Talent des Spielers ab... und davon, ob der Spieler das für ihn geeignete Spiel wählt.

Ein Mann, der nicht einmal die Sonnenbrille ablegt, wenn er durchs Zielfernrohr schaut, hat seine Wahl zweifellos getroffen. Man mag den von Yusaku Matsuda überaus charismatisch gespielten Antihelden Narumi überzeichnet finden, so wie er sich mit seiner braunen Lederjacke in den hässlichsten Situationen lässig in Szene setzt, aber hinter den Posen verbirgt sich eine reizvolle Ambivalenz, die das Unvereinbare eines Verlierer- und Gewinnertypen in sich vereint, ohne sich um die Konsequenz in Form einer wenig durchkomponierten, eher unrunden Ästhetik des Tötens zu scheren. Dieser Mut gehört zu den Stärken eines Skripts, das ansonsten eher in den Basics des 70er-Actionkrimis und Noirs um tragische Gestalten im Sumpf des Verbrechens verhaftet ist.

Gerade heute, da das Bild des Killers im Kino ein vorwiegend überstilisiertes ist, ganz egal, ob es sich um populäre Action-Franchises wie „John Wick“ oder anspruchsvolle Portraits wie David Finchers „The Killer“ handelt, spielt ein Narumi seine Dissonanzen wie Asse aus. Sympathien spielen dabei noch weniger eine Rolle als Idolisierung. Im Gegenteil soll man abgestoßen werden von seinem verwerflichen Verhalten und seinen perfiden Methoden, berufliche Ziele zu erreichen oder auch persönlichen Idealen zu entsprechen, die sich auch mal an dem Nacktmodell auf dem zentral platzierten Poster in der schmuddeligen Junggesellenwohnung festmachen lassen. Mit jeder Szene wird deutlicher, dass Murakawa das Portrait eines Mannes zeichnet, der in seinem moralisch verwerflichen Job so gut ist, weil er in anderen Bereichen seines Lebens versagt.

Optisch überzeugt „The Most Dangerous Game“ mit seinem offensichtlich kostengünstig gefilmten, dafür aber äußerst authentisch wirkenden Stadtportrait, das seine Skyline geradewegs für den Hauptdarsteller zu biegen scheint. Es wird wenig mit dem Auto gefahren und stattdessen viel über Straßen und Häuserdächer gerannt, was einerseits für ein recht hohes Tempo sorgt, andererseits aber in langen Einstellungen genug Übersicht bietet, um den fast egoperspektivischen Blickwinkel der Erzählung gelingen zu lassen. Und das Beste: Es ist nur der Auftakt einer ganzen Trilogie, dem es problemlos gelingt, Vorfreude auf die kommenden Teile zu entfachen.

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