Justice - Kein Erbarmen (2017) von Richard Gabai
...US-Marshal James McCord (Nathan Parsons) reitet in eine Kleinstadt in Nevada um seinen jüngeren Bruder Thomas McCord (Jackson Rathbone) aufzusuchen. Dieser ist hier Reverend und hatte James in einem Brief um Hilfe gebeten, schnell zu kommen und das Böse aus der Stadt zu vertreiben. Zudem hatte der Reverend eine Karte angefertigt, die zu einer nahegelegenen, verlassenen Mine führt, in der Waffen, Munition und viel Geld lagern.
Wie James von Melissa Green geb. Collins (Jamie-Lynn Sigler) erfährt, hat Mayor Pierce (Stephen Lang) der Bürgermeister seine Stadt fest unter Kontrolle. Er ist ein Fanatiker, der mit Gewalt ins Amt kam und jetzt, fünf Jahre nach Ende des Krieges, Ambitionen hat sogar eine eigene Republik zu gründen. Er hatte seine Macht in der Stadt mit Geld ausgebaut und einflussreiche Leute gekauft. Der Mann für's Grobe hier ist Reb (John Lewis) mit seiner Bande ehemaliger Südstaatler. Jeder der sich bis jetzt gegen den Bürgermeister oder seinen Handlanger Reb erhob, verschwand spurlos...
---> Eines vorweg: Ich respektiere die Meinung anderer und natürlich ist auch ein Film wie so vieles Geschmacksache. Aber wenn ich in einem weiteren, lokalen Review hierzu von Kulissen und Studio lese, muss ich doch vehement widersprechen! Auch wenn die hölzerne Stadt wahrscheinlich speziell für diesen Film gebaut wurde, steht sie doch im Freien, eingebettet in eine weite und schöne Landschaft. Demnach müsste es sich um ein Studio in der Größe eines ganzen Countys handeln. Bereits während des Vorspanns nach den ersten paar Minuten kann man sich von der realen Existenz überzeugen.
Schon der Auftakt gleicht einem Paukenschlag! Er gibt auf brutale Weise einen Vorgeschmack auf das, was den Zuschauer noch alles erwartet und hinterlässt von Reb und seiner Visage den ersten Eindruck, der sich im weiteren Verlauf mehr als bestätigt.
Ja, das ist eines der Merkmale dieses modernen Westerns - sehr hart, stellenweise sogar eiskalt und brutal. Zudem ist der gesamte Verlauf dieser lebhaften Geschichte praktisch frei von Längen und zeichnet sich immer wieder durch Dramatik und heftige Spannungsspitzen aus. Die Dialoge sind entweder knapp oder sehr informativ gehalten und daher es ist ein Leichtes der Handlung zu folgen. Diese ist ein Mix aus Rache, käuflicher Macht und Gewalt, Fanatismus und auch ein wenig Liebe. Speziell bei den zwei vertraulichen Unterredungen von Pierce und Reb sollte man ganz besonders seine Ohren spitzen und dabei genießen, wie Reb die trügerisch-entspannte Autorität des Bürgermeisters zu spüren bekommt. Köstlich auch mitzuerleben, wie es Reb innerlich fast vor Wut zerreißt, als er sich u.a. anhören muss, was für ein (Zitat) "...dummer, ja sogar sehr dummer Mensch" er ist.
Obwohl Nathan Parsons einen durchgängig guten Job macht, brillieren meines Erachtens in erster Linie Stephen Lang und John Lewis in ihrer Rolle - das gnadenlos Böse im Doppelpack! Aber auch Jamie-Lynn Sigler fällt besonders positiv auf. Ihre kurze Rede an die Bürger der Stadt gleicht übrigens einer Art Abrechnung und erinnert uns an die kollektive Feigheit aus "High Noon - Zwölf Uhr mittags".
Der Einsatz der US-Armee wirkt auf mich leider etwas abgewürgt. Die musikalische Untermalung ist zwar insgesamt gelungen, jedoch wünscht man sich einen typischen, bzw. mehr begleitenden Soundtrack. Auch hätte man die mehrmals vorkommende Dramatik durch entsprechende Akustik noch steigern können.
Von mir gibt's dafür alles in allem 9 von 10 Punkte.
Fazit: Ein professionell gemachter Western, der viel Spaß macht und nicht an Härte und Blei spart. Überzeugend und meist spannend inszeniert in recht authentischer Garderobe. Die Aufnahmen der prächtigen, weiten Landschaft sind drehbuchbedingt leider rar, dafür aber besonders schön. Auch toll anzusehen die Flammen und Schusswunden, die offensichtlich nicht aus dem Computer stammen. Und glücklicherweise wurde der Film im Nachhinein nicht durch eine stümperhafte, deutsche Synchro kaputtgemacht!
Klare Kaufempfehlung auch für diejenigen, die der unzähligen Django-, Jesses James- und Billy the Kid-Verfilmungen inzwischen überdrüssig sind.
Die DVD-VÖ von NEW KSM ist hinsichtlich Bild (16:9) und Ton frei von Mängel.