Zwei Minuten sind eine sehr kurze Zeitspanne. In 120 Sekunden kann man dennoch einiges tun. Zum Beispiel hier in der OFDb eines der bald 100 HOSTEL-Reviews lesen. Oder man schaut in dieser Zeit den Kurzfilm BLACK ICE an. Und ManCity hat sich – was für eine Überraschung – für letzteres entschieden.
Stan Brakhage gehört für mich zu den kreativsten Regisseuren überhaupt. Zwischen 1952 und 2003 realisierte der amerikanische Filmprofessor weit über 300 Kurzfilme (der Kürzeste hat eine Laufzeit von nur gerade 9 Sekunden), jedoch auch ein Werk mit einer Länge von ca. 4 Stunden!
Wie unglaublich vielfältig der Vater von insgesamt 7 Kindern war, erkennt auch jeder noch so unerfahrene Zuschauer sofort, wenn man beispielsweise seine beiden phantastischen Kurzfilme MOTHLIGHT und THE ACT OF SEEING WITH ONE’S OWN EYES betrachtet.
BLACK ICE gehört zu den bekannteren Filmen von Brakhage. Dies liegt mit Sicherheit daran, dass es eines seiner persönlichsten Werke ist.
Ein schlimmes Ereignis inspirierte ihn zu BLACK ICE: Eines Tages rutschte Brakhage, irgendwo in Kanada, auf dem berüchtigten "schwarzen Eis" aus. Der Aufprall kostete ihn beinahe seine ganze Sehkraft, eine Augenoperation musste durchgeführt werden.
Ich war noch nie (beinahe) ohnmächtig, ich hab auch noch nie während einem LSD-Rausch in ein Kaleidoskop geblickt. Ich möchte eh gar nicht erst versuchen die visuelle Pracht von BLACK ICE, bestehend aus verschiedensten Farbfragmenten die meist nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen sind, mit etwas zu vergleichen oder gar detailliert zu beschreiben.
Wie üblich, hat der Regisseur auf jeglichen Ton verzichtet. Mir persönlich hätte es bestimmt nichts ausgemacht, wenn man beispielsweise irgendwelchen psychedelischen Sound hören würde. Wobei es vermutlich besser ist, dass nicht zeitgleich zwei Sinne (über)beansprucht werden.
BLACK ICE ein tolles – wenn halt auch nur sehr kurzes – Filmerlebnis.
Einmal mehr: Visuelle Poesie eines einzigartigen Filmkünstlers!
7,5 Punkte