Eine fluffige Feder unter vielen filmischen Schwergewichten des Jahres 1998, die sich gegen die Überpräsenz von Mord und Totschlag auf der Leinwand [ A True Mob Story, Conman, Young and Dangerous V, Casino, Hitman ] dennoch überzeugend behaupten konnte und in der Publikumsgunst nur den Schauwerten von Storm Riders und Who Am I geschlagen geben musste.
Dabei ist The Lucky Guy zwar das typische Neujahrslustspiel in flagranter Lachordnung und etwas platter Sinnesart; Start pünktlich zu den Feiertagen Mitte Januar und ausgestattet mit all den patentierten Zutaten incl. speziell dem emotional verstärktem Happy End. Autor und Regisseur Lee Lik-Chi gelingt dabei aber ein Werk, dass durch pointenstarkes Flirten für fidele Abwechslung sorgen möchte und dieses Ziel auch applaussicher erreicht. Dadurch, dass die Handlung dem Aufbau einer episodischen Ensemblearbeit entspricht, wird man zwangsläufig von mindestens einer Figur kontaktiert und kann sich im besten Fall gleich mit mehreren Mitstreitern im Kampf um die Liebe und anderes Glück identifizieren.
Im Café "Lucky" führt Mr. Li [ Ng Man Tat ] mit sanfter Hand die Aufsicht. Zu seinen Mitarbeitern gehören die besten Freunde Ho Kam-Sui [ Stephen Chow ] und Fook [ Eric Kot ]; auch sein Sohn Nam [ Daniel Chan ] schaut neben seiner Reportertätigkeit öfters mal rein, zumal er auch noch unter dem Dach wohnt. Doch nun will die Landbesitzerin Flirty Si [ Sandra Ng ] die Miete drastisch erhöhen, was unweigerlich zum Aus des Ladens führen würde. Ho, der als Weiberheld stadtberühmt ist, soll die resolute Dame bezirzen und so weichkochen, hat aber momentan ganz andere Probleme: Er hat seine heimliche Schulliebe Candy Yip [ Sammi Cheng ] wiedergetroffen und möchte ihr endlich die Zuneigung gestehen.
Wer anhand der Inhaltsangabe schon abgekämpft aufseufzt und sich sofort dem bleihaltigen Rest an diesjährigen Angeboten widmet, verpasst einen mit sicherer, aber dennoch lockerer Inszenierung gestaltenen Wohlfühlfilm, der nicht nur mit einer enormen Melange an Stars aufwarten kann, sondern diese auch koordiniert auf engen Raum staffelt. Das Café stellt natürlich den stadtteilbezogenen Hauptschauplatz dar und bekommt mit der zeitlich ablaufenden Frist, der drohenden Schliessung und dem damit verbundenen High Noon - Showdown seinen eigenen dramaturgischen Zwist verordnet. Auch Drehbuch und Regie sind exakt nach der Geschäftsphilosophie von Mr. Li gehalten: Dieser hebt sich von der schnelllebigen Fast Food Konkurrenz dadurch ab, dass er sich auch abseits vom Warenverkauf um seine Kunden kümmert, seine Nachbarschaft beim Namen kennt und auch ihre Gewohnheiten und Vorlieben zu bedienen weiss. Das Restaurant als Rückzugsort vor Stress und Problemen. Wie als eine eigene kleine Familie, die immer ein schützendes Auge auf den Anderen wirft und die Sorgen und Nöte gemeinsam bewältigt.
Filmemacher Lee beachtet dieses Motto und haucht dem wuseligen Treiben neben erstaunlicher Aktualität eine aufgelockterte, aber familiäre Aura ein, die ihm eine sympathische, aber auch demokratische Seele verschafft und von Beginn weg eine fest verankerte Gemütlichkeit darbietet. Aufgrund dessen, der Vertraulichkeiten aus dem Grunde seines Herzens und der zumindest dem Szenario authentisch angeformten Darsteller entwickelt sich ein Porträt aus Fleisch und Blut, dass dem Zuschauer ein freundschaftliches Naheverhältnis bieten kann, ohne aufgezwungen oder verkrampft gönnerhaft zu wirken.
Die nezitativen Pflichtthemen, obzwar Gesamtanlage als maßvolle comedia, drehen sich um Liebe auf den ersten Blick, vertane Chancen, zurückgehaltene Offenbarungen, versteckte Tränen und Bangen und Warten auf Mr. oder Mrs Right; die jeweils parallel betrachteten Ereignisse schaukeln sich puzzlehaft hoch. Es werden drei ausschweifendere Geschichten innerhalb der Grundmauer geboten; dabei bekommen auch Personen ausserhalb des Beziehungsgeflechts ihre Aufmerksamkeit ab, die Konzentration liegt doch aber auf den mehr oder weniger glücklich Verliebten. Die Wirren um Gefühle und deren Erwiderung oder Verachtung trifft neben Ho und Candy auch den unerfahrenen Fook, der sich in die Sekretärin Fanny [ Kristy Yeung ] verguckt, aber nicht nur wegen seinem omnipräsenten Helfersyndrom erhebliche Anlaufschwierigkeiten hat. Sondern auch Nam, der nach einem schiefgegangenen Blind Date die Tycoontochter Fon Fon [ Shu Qi ] trifft, die sich ohne viel Aufhebens bei ihm einnistet und sein Leben umkrempelt.
Die etwaigen Probleme bei der Kommunikation sorgen für die obligaten "Ochs" und "Achs"; auch schwankt die Stimmung ohne viel Ruhepausen zwischen feuchtfröhlich-ausgelassen, durchgedreht-närrisch und kummervoll-leidend. Frei nach dem Motto von himmelhoch jauchzend / zu Tode betrübt also; auch wenn die permanenten schwerblütigen Dämpfer und allgemein die zeitweise Behandlung von Gewinn und Verlust manchem Empfindlichen schon auf die Nerven schlagen kann. Ab und zu wird das Geschehen einen Tick zu naiv, geradezu kindlich gehalten und bezieht sich zu sehr auf hypochondrische Seifenopern. Besonders die Begebenheiten um die Jüngsten im Bunde, also Nam - der auch noch auf Nippon Animation der Marke "Shin-Chan Nohara" und "Chibi Maruko Chan" steht und sich folglich nicht entblödet, neunjährigen Mangamädchen einen Schrein zu erbauen - und Fon Fon, die auch noch genau diesem Ideal entspricht, vermag Einem schon zähen Zucker durch die Venen jagen.
Die anderen beiden Affären trifft es weitaus besser. Zumal hier auch die Komik häufiger und gleichzeitig flammender eingefügt ist, so das mögliche Rührstück immer ausgehebelt wird und dort nicht nur die Interaktion grösser, sondern auch das Interesse daran weitaus erhabener ist. Die best buddies Ho und Fook sind gar nicht so eng, wie es sich für Kumpels gehört, aber besitzen trotz aller offensichtlichen Unterschiede nicht nur mehr Gemeinsamkeiten als sie ahnen, sondern ergänzen sich in den meisten Szenarien perfekt. Die evidente Chemie zwischen diesen Darstellern, die sich ohne grosse Worte verstehen, obwohl sie sich eigentlich auch eher als Rivalen in der Kompetition um den beliebtesten Komiker sehen könnten - Eric Kot wurde eine Weile als Stephen Chows eventueller Nachfolger eingesetzt -, trägt viel zur schwungvollen, szenisch flotten Atmosphäre bei. Die allgemeine Gleichberechtigung unter den Hochkarätern und das indirekte Teamplay ist mit ein Grund dafür, dass sich die durchaus vorhandenden Schwächen und Längen bei der umfassenden Gesamtbetrachtung nicht summieren, sondern weitgehend relativieren. Dass man sich häufig auf eingespielte oder gar woanders erprobte Details verlässt, trägt in dieser aufgewärmt konzipierten, aber frisch formulierten Bearbeitung sicherlich auch zum vergnüglichen Gelingen bei. So erinnert die gesamte Kreation vom Aufbau her beträchtlich an Raymond Wongs Kassenschlager-Trilogie All's Well End's Well [ 1992, 1993, 1997 ], die u.a. auch mit Stephen Chow bestückt war. Die Anfangseinstellung wiederum verweist augenfällig auf Chows vorjährigem Blockbuster God of Cookery, während ein wesentlicher Prozentsatz seines Erzählstranges von der amerikanischen Fernsehserie Friends stammt. Genauergesagt der 02x13 Folge "The One After The Super Bowl(2)": Chandler und seine ehemalige Schulkameradin, die sich noch Jahre später für die Hänseleien der Vergangenheit rächt.
Auch die Struktur für die Witze ist ähnlich entwickelt. Erst die Geschichte als Kette von Tragik und Drolligkeit und einer ungebrochenen Moral, so dünn sie auch sein mag. Dann die Gags, die sich aus den fortwährenden Verwicklungen ergeben. Nur wenig einzeln abgeschottene Sketche, sondern zumeist mit materiellem Unterbau ausgestattet und zusätzlich noch mit manchen plötzlichen Euphorie- und Enthusiasmuseinlagen gestaltet. In höchster Form peinliche Rückbesinnungen sorgen für viel Schadenfreude. Übertriebene seelische Grausamkeit für die sarkastische Parodie der gemeinen romantischen Komödie. Absonderlichkeiten, Fantastereien und Tagträume halten für die paradoxen Einakter her, die sich dann für die Sekunde auch zumeist dem hemmungslosen Schwachsinn hingeben; plus der Gnadenlosigkeit des Schlagabtausches, die von lautmalenden Windmacher Chow in seinen teuer entlohnten phone-in Auftritten vorgetragen wird.