Review

Durchgeknallt, brutal und pervers - in einem Wort: toll.
"Perdita Durango" ist ein Film wie sie heute nicht gemacht werden, schon gar nicht als Produktion oberhalb des Undergrounds. Der ganze Ton wäre heute nicht mehr vermittelbar, weder den Geldgebern noch dem Großteil des Publikums.
Illegaler Fötentransport (zur Herstellung von Kosmetik gedacht!), ein entführtes minderjähriges Pärchen, das vergewaltigt wird und Spaß daran entwickelt und mithin ein fettes Stockholm-Syndrom, Leichenschändung - es gibt so einige Punkte in diesem Film, die heute nachhaltig entschärft würden.
Dabei ist es Alex de la Iglesias Film durchaus anzumerken, dass er den Tabubruch so partout will, unbedingt einen auf "Natural Born Killers" draufsetzen möchte, wilder, brutaler und abgefahrener sein will.
Deshalb flowt auch nicht alles perfekt in diesem Roadmovie (Jesus? Was soll der da? Eben, nur weil Kreuzigung knallt), aber das tut dem Spaß letztlich keinen Abbruch, wenn man den Härtegrad und die diversen Gemeinheiten abkann.
Ein großes Verdienst des Spaniers ist es auf jeden Fall, Screamin' Jay Hawkins mit einer tollen Nebenrolle bedacht zu haben und seine Granate "I'm Lonely" im Abspann zu featuren. Die deutsche Syncro kann mit Screamin' Jay erwartungsgemäß nicht viel anfangen, bitte unbedingt und sowieso den Originalton wählen.
Javier Bardem ist überragend wie seine Frise, die ganze Santeria-Nummer ballert wie blöde. Rosie Perez in der Titelrolle ist sexy, streettough und gemein. Soweit die positiven Charaktere, das Gangsterpärchen. James Gandolfini, der Gesetzeshüter hier, der nicht einmal krumme Touren dreht, kommt hingegen nur fies rüber - wunderbar fies.
Dass außerdem Gary Cooper und Burt Lancaster dabei sind, und sich offenbar auch Senor de la Iglesia Burt Lancasters leuchtend weißes Gebiss in "Vera Cruz" tief eingebrannt hat, erinnert mich an Kindheits-TV.
"Perdita Durango" ist ein wilder, wilder Ritt, schmutzig, sexy und versaut, niederträchtig, brutal, verdreht und völlig drüber. Und das kommt sogar noch in der Cut-Version rüber, aber das soll nun wahrlich keine Empfehlung für die geschnittene sein. Schaut uncut! Schon aus Protest und weil diese Art Film das einfach verlangt. Alles ist gut, solange du wild bist.
Acht Punkte.

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