Ohne dem Film böse sein zu wollen, oder es überhaupt als Kritik und sicherlich nicht negativ zu verstehen ist die Aussage, dass er vermutlich und aller Wahrscheinlichkeit nach eine Eintagsfliege bleiben wird. Der Einsiedler auf weiten Feld, auf verlorenem Posten quasi, der zwar seine Sache für sich betrachtet gut bis angesichts der Voraussetzungen und Gegebeneheiten – die ebenso spärlich wie das Budget von etwa einer Viertelmillion USD nur vorhanden sind – hervorragend macht, aber keinen Effekt und keine Nachfolge generiert. Ein Verdacht nur noch, war Kambodscha als Filmland aber kulturell vorher schon nicht auf dem Schirm (der internationalen Märkte) und ist bislang auch nicht etwa im Fahrwasser dieser Produktion hier etwas Ähnliches angekündigt oder durch den Trubel aus dem Sog der Vergangenheit nach oben geschwemmt.
Zudem spricht die Regel dagegen, ist bei anderen kurzzeitig in den Fokus der Öffentlichkeit geratenen Ländern wie Thailand, den Philippinen, Vietnam, Malaysia oder Indonesien auch nur einzählig und nicht gravierend in Margen die Distribution in die westlichen Gefilde und damit auch das Geschreibsel in den Medien angeregt, und werden diese nach kurzer Aufmerksamkeit wieder mit Ignoranz und dem Fluch oder Segen des Köchelns im eigenen Sud belegt. Lokal und so 'heimlich' oder 'abgeschottet' vor den Augen des 'Weißen Mannes' sind diese Regionen auch wesentlich aktiver und dies populärer bei der eigenen Bevölkerung und traditioneller im Bewusstsein als das kambodschanische Filmgeschäft angelegt; umso erstaunlicher dafür die Chuzpe hier und das Wissen um die allgemeingültigen Regeln, auch das Bedienen des ach so wichtigen Marketings, welches schon früh angeheizt wurde und die Lust auf brachial-körperliches Aktionkino aus fernen Ländern und exotisch-nassforsche Kampfszenen mit Verwendung der traditionellen Kunst des Bokator, und mit ordentlich Agilität, Affinität und Stunteinsatz fördert und dann auch befriedigt:
Als der Gangster Playboy [ Savin Phillip ] als vermeintlicher Anführer der "Butterfly Gang" von der Kambodschanischen Polizei verhaftet und von einer lokalen Schutztruppe zum Koh Kla Gefängnis überstellt wird, versucht der wahre Oberhaupt Madame Butterfly [ Céline Tran ] dies und ein Reden des Kronzeugen von vornherein zu verhindern. Dazu besticht sie auch den im Gefängnis einsitzenden Bolo [ Sisowath Siriwudd ] und ermöglicht diesen durch einige Helferinnen auch einen Aufstand innerhalb der Schwedischen Gardinen, wobei nicht nur Playboy in die Bredouille gerät, sondern seine vier Bewacher Tharoth [ Tharoth Sam ], Dara [ Dara Our ], Suechat [ Dara Phang ] und der französisch-kambodschanische Austauschpolizist Jean-Paul [ Jean-Paul Ly ] gleich mit.
Kambodscha also, ein 'Fleck auf der Landkarte', bunt vor allem in der musikalischen Popkultur, dem Anpreisen von rhythmisch schmeichelnden Weisen und lebhafter Tanzdarbietungen, in der mit Tracht und Leichtigkeit versehen ein besonderes beschwingtes Leben vorgegaukelt wird. Einfaches und gleichzeitig kompliziertes Entertainment, dass hier mit simpler Geschichte und vor allem (ein)gängiger Prämisse fortgeführt wird und dann verstärkt Wert auf Physis, Akrobatik, Direktheit und später auch die Auflockerung durch humoristische Spitzen legt. Als Schlagwort dient natürlich The Raid und seine Fortsetzung, dort die Konfrontation in einem abgeschotteten Bau und zusätzlich die Prügelei im Gefängnis, die als Grundlage einer Handlung übernommen wurden und als grobe Basis all der Actionszenen dienen. [Mit ein wenig Spielraum könnte man auch die entsprechenden Szenen in SPL II: A Time for Consequences als Referenz heranziehen, auch wenn diese Darbietung hier wesentlich rauer aussieht und auch so ungeschliffen wirkt.]
Von diesen großen Vorbildern ist man in Sachen Machart schon eher weit weg, bedient aber die gleiche Klientel und erinnert in seiner grobschlächtigen Optik, der einfachen bis gar redundanten Struktur, die keine Vorreden macht und keine Gefangenen, sich aber auch in der Inszenierung auf das Nötigste, nämlich dem Einfangen der Choreographie zurückhält, angenehmerweise an das Thailändische Kino und seine derbe Therapie. In der Kürze liegt die Würze, stehen Prämisse, Protagonisten und Antagonisten schon nach wenigen Minuten bereit und warten im Grunde nur auf das Startsignal, dass ihnen erlaubt, aufeinander los zu stürmen und in Massen auf den zahlenmäßig unterlegenen Gegner loszugehen. Als der Alarm im Gefängnis ertönt, ist entsprechend auch schon die erste Schlägerei im angenehm süffigen Bad passiert, und wird das sowieso an ein größeren Pissoir erinnernde Gefängnis schon von innen heraus geentert und durch den engen Flur auf die wenigen verbleibenden Polizisten und einen wehrhaften Wachmann galoppiert. Eine Ausnahmesituation, die aufgrund der Mauern an allen vier Seiten nur wenig Platz zum Weglaufen und keinerlei Spielraum für Überlegungen mehr lässt, was zur angenehm rauborstigen Dresche untereinander, meist mit rabiaten Schlag- & Beintechniken, auch der Unterstützung durch den Schlagstock (und einer mitgehenden, auch die jeweiligen Höhenunterschiede filmenden und so aktiven und dennoch übersichtlichen Kameraführung) sowie Haltegriffen und Festlegeansätzen führt.
Ein reichlich windschiefes Gemäuer, wie aus diversen Improvisationen aus der Krabbelbox schon von vornherein zu hässlich-krumm zusammengeholzt, ein ewig gleich aussehendes Innenleben, in dem sich die zuweilen getrennten Protagonisten gar verlaufen und wie in einem Labyrinth nur über Umwege wieder zusammenfinden. Blut an den Wänden und auf dem Boden, dazu Schmutz, Reizlosigkeit und Verfall, in der der Kampf auf Leben und Tod mit aller Unerbittlichkeit geführt wird und die ersten Leichenberge bald nicht fehlen und dann mit den Knochenbrüchen und dem Blutvergießen auch nicht mehr aufgehört wird. Dass die ganze Chose übrigens anders als die erwähnten Vorgänger trotz all der Toten und Vernichtung sich selber gar nicht ernst nimmt und (vielleicht etwas euphemistisch ausgedrückt) in Richtung Action-Komödie variiert und damit auch auf das Level von sympathischen Camp oder gar Trash rückt, wirkt manchmal noch als Hintertür in der Not, die man sich für schlechte Zeiten und schlechte Kritiken unwilliger Zeitgenossen aufhält. Die Choreographie und Montage der vielen Kampfszenen ist übrigens gut, aber dies im Querschnitt von zwei überaus formidablen Eröffnungen, darunter als Hingucker eine langen Massenschlägerei auch mit wenig Schnitt und dennoch durch die Kamera viel Perspektivwechsel, bei der es ex und hopp und ausgiebig quer durch alle Angreifer geht, und einer gleichso überzeugenden Frauenbälgerei im Showdown, und dazwischen viel nicht gänzlich gelungenes Füllmaterial geschehen.