"Shaka Zulu" ist eine großartige Fernsehserie, die ein eindrucksvolles Bild der schwarzafrikanischen Kulturen vor den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Kolonialmächten zeichnet.
Als in den 20er Jahrens des 19. Jahrhunderts zu beobachten ist, dass das Reich der Zulus stark expandiert und zukünftig mit den Interessen des Vereinigten Königreiches in Südafrika zu kollidieren droht, wird von britischer Seite beschlossen, eine Expedition an den Kral des Zulukönigs Shaka Zulu zu senden, um sich ein Bild von der potentiellen Bedrohung zu machen.
Dieses Team findet in der Person von Shaka einen Potentaten vor, der absolut herrscht, mit seinen Methoden nicht zimperlich und alles andere als primitiv ist. Shaka interessiert sich für das Wissen der Europäer und duldet sie in seinem Herrschaftsbereich. Er eröffnet ihnen seine Lebensgeschichte, die als unehelicher Sohn eines weniger bedeutenden "Negerkönigs" begann und nur von Hass und Misstrauen geprägt war. Shaka erwehrt sich aller Angriffe, lernt sämtliche negativen Lektionen, die das Leben für einen bereithalten kann und entwickelt sich zu einem Überkrieger, General und später zu einem gottgleichen König. Seine Lebenswerk ist die machtorientierte Vernichtung aller potentiellen Feinde, ohne in blinde Zerstörungswut abzugleiten. Das ändert sich aber, als seine Macht anfängt zu bröckeln. Nach medizinischen Hilfeleistungen durch die Europäer im Zuge eines Attentates überschreibt Shaka den Engländern Port Natal und sät damit die Saat für die deutlich später kommenden Zulu-Kriege und das Ende der Zuluherrschaft in Süd-Afrika. Er geht nach dem für ihn schmerzlichen Tot seiner Mutter von seinem Weg der gesteuerten Gewalt ab und verfällt in unstrukturierte Vernichtung, was am Ende dazu führt, dass Shaka von seiner eigenen Familie umgebracht wird.
Die Serie bietet 9 Stunden anspruchsvolle, spannende und zum Teil recht brutale Unterhaltung vom feinsten. Es ist sehr kontrastreich, Shaka zu beobachten, der über eine ausgeprägte Intelligenz und Innovationsfreude verfügt, aber parallel trotzdem Spaß am Pfählen von etlichen Leuten hat. Die Mischung aus Geist und Aggressivität ist absolut vergleichbar mit den hinlänglich bekannten Machtpolitikern der Renaissance.
Der Zuschauer wird von dem ersten Auftritt Shakas an von dieser Person fasziniert. Man leidet mit ihm bei der Nacherzählung seines Lebens und bei der seelischen Gefangenheit des Königs (Leben im Aberglauben, Tötung des eigenen Sohnes, Nicht-Akzeptieren der Liebe). Diese Faszination liegt maßgeblich in der unglaublichen, schauspielerischen Leistung von Henry Cele begründet, der einen klasse Job abliefert. Diese Wirkung wird dadurch unterstrichen, dass die Europäer sehr differenziert dargestellt werden. Auch sie sind schauspielerisch sehr gut besetzt, allen voran natürlich Robert Powell und Edward Fox. Christopher Lee ist nur einen Neben-Neben-Rolle und setzt keine Akzente.
Handwerklich ist die Serie gut gemacht, ohne allerdings endgültig doch an die Klasse eines Kinofilms heranzukommen. Auch die Musik ist ordentlich, auch wenn das Dum-dum-dum-dumm-dumm sicher nicht oscarreif ist.
"Shaka Zulu" lohnt sich auf jeden Fall und man bekommt viel gut gemachtes Filmvergnügen, dass auch nach dem Konsum beschäftigt. Klare 8 von 10 Punkten.