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Die französische Front im Ersten Weltkrieg: Auf Befehl eines Generals wird ein Angriff auf eine Berghöhe unternommen, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Wie vorhergesehen misslingt die Aktion - viele Soldaten sterben, der versprengte Rest kehrt in die eigenen Schützengräben zurück. Der wütende General lässt, um von seinem planerischen Versagen abzulenken, ein Militärgericht einberufen und drei willkürlich ausgewählte Soldaten wegen Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilen. Nur der Vorgesetzte der Truppe (Kirk Douglas) versucht alles, um den sinnlosen Wahnsinn aufzuhalten.

Mit diesem frühen Werk setzte der britische Meisterregisseur Stanley Kubrick schon lange vor seinem berühmten Kriegsfilm „Full Metal Jacket" ein eindringliches Mahnmal gegen den Irrsinn von Krieg und die perverse, menschenverachtende Logik des Militärs. So deutlich fiel seine Kritik an militaristischer Ideologie von Heldentum und Opferbereitschaft aus (und das, obwohl er die Ereignisse schon wohlbedacht in die französische, nicht etwa die US-Armee, verlegt hatte), dass er von politischer und militärischer Seite stark angefeindet und der Film von allerhand Kritikern als unpatriotisch verworfen wurde.

Dabei ist „Wege zum Ruhm" ein in seiner Eindringlichkeit und vor allem zynischen Deutlichkeit seiner Zeit weit vorausdenkendes Meisterwerk, das sowohl handwerklich als auch inhaltlich auf ganzer Linie überzeugt. Anhand verschiedener Figuren und ihrer moralischen Verfehlungen zeigt der Film die ganze Heuchelei ranghoher Militärs auf, die von Ehre, Menschenliebe und Moral plappern, aber in ihrer grenzenlosen Arroganz und Ichbezogenheit nicht vor den niederträchtigsten Mitteln zurückschrecken, um jeden Makel von sich fernzuhalten. Ob das bewusste Verpulvern ganzer Regimenter, nur um selbst ein neues Abzeichen und eine Beförderung zu ergattern, oder der wutentbrannte Befehl, auf die eigenen, in den Schützengräben verbliebenen Männer zu schießen - je höher der Rang, desto unmoralischer und menschenverachtender das Verhalten. Selbst die Generäle, die schlussendlich für einen Hauch Gerechtigkeit sorgen, tun dies nur aus zynischen, inhumanen Gründen, wie die zutiefst bittere und aufwühlende Schlusssequenz eindrucksvoll belegt.

Diese emotional mitreißende, enorm intensive Geschichte wird in eindrücklichen Bildcollagen erzählt. Die Kamera bleibt dabei eher zurückhaltend und fängt trotzdem gerade auf den Schlachtfeldern überaus beeindruckende Bilder ein - dank der aufwendigen Kulissen und der realistischen Darstellung der Aktionen fühlt man sich hier direkt ins Grauen des Kriegs hineingeworfen. Doch auch die späteren Szenen vor dem Militärgericht oder in den Generalszimmern bestechen durch ihre hohe Qualität in Ausstattung und Inszenierung. Nicht zu vergessen Kirk Douglas, der hier eine Meisterleistung als moralischer Vorgesetzter bietet und dem man seine innere Zerrissenheit ob der ungerechten Ereignisse in jeder Sekunde abnimmt.

„Wege zum Ruhm" ist ein frühes Meisterwerk Kubricks, das in seiner formal strengen Komposition starke Bildfolgen erzielt und mit technischer Finesse ebenso beeindruckt wie mit seiner eindeutigen und vehement eingeforderten humanen Position. Man könnte bemängeln, dass die Figuren hier noch zu eindeutig ausfallen - Heuchelei auf der einen, grundehrlicher Mut auf der anderen Seite - aber um die eindeutig pazifistische Haltung zu untermauern, ist dies durchaus notwendig. So ist Kubrick schon 1957 ein Werk für die Ewigkeit gelungen, das mit seiner intensiven Inszenierung und den starken Darstellern durchweg fesselt - und den Zuschauer zutiefst aufgewühlt zurücklässt.

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