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Ein ehrgeiziger französischer General befielt einen Hügel zu stürmen, den die deutschen Soldaten besetzt haben. Da das feindliche Feuer zu stark ist, es sich bei dem Angriff um blanken Selbstmord handelt und der Hügel uneinnehmbar ist, bleiben zahlreiche Soldaten im Schutz der eigenen Schützengräben zurück. Um ein Exempel zu statuieren stellt der General drei von ihnen vor ein Kriegsgericht, der zuständige Colonel, gespielt von Kirk Douglas, beschließt die Verteidigung zu übernehmen.

Die gesamten Schrecken des ersten Weltkrieges, die brutalen Materialschlachten, bei denen die bloße Teilnahme blankem Selbstmord gleichkommt, die Rücksichtslosigkeit der Generäle, die ihre Männer nur so verheizten und die vollkommen menschenunwürdigen Verhandlungen, Urteile und Vollstreckungen vor diversen Kriegsgerichten, dargestellt in nur 87 Minuten, mit einem Budget von nicht einmal einer Millionen Dollar und den filmischen Mitteln von 1957. Klingt unmöglich? Nicht für Stanley Kubrick, der hier die beeindruckendste Kostprobe seines Könnens gibt.

Sicherlich hat Kubrick weitere hervorragende Filme inszeniert und "Dr. Seltsam" ist vielleicht sogar noch besser, als dieser Anti-Kriegsfilm, dennoch ist dies die, in Anbetracht des Budgets und des Alters, die beste Inszenierung von Kubrick, die dem Altmeister, der sich drei Jahre später mit "Spartacus" endgültig in Hollywoods Elite befinden sollte, gelang. Die Schlachtszenen haben verglichen mit modernen Kriegsfilmen wie "Der Soldat James Ryan" oder "Black Hawk Down" keinen sonderlich hohen Schauwert mehr, wirken aber noch düsterer, noch bedrohlicher, noch eindringlicher, als die der moderneren Filme. Das, durch den Krieg vollkommen verunstaltete Schlachtfeld, bleibt lang im Gedächtnis und wirkt in schwarz-weiß enorm düster und bedrohlich, so kommen, kombiniert mit dem dumpfen Ton, Szenen zustande, die lang im Gedächtnis bleiben, obwohl die Brutalität und die Qualität der Action-Szenen relativ gering sind.

Obwohl Kubrick für seinen Film ein enorm schnelles Erzähltempo wählt, wirkt der Film zu keinem Zeitpunkt kurzweilig und erweckt nicht den Eindruck, dass etwas fehlt. Kubrick stellt zuerst die Schrecken des Krieges mit dem düstern Schlachtengemälde treffend dar. Sehr schnell kommt es schließlich zur Verhandlung, die ebenfalls nicht sonderlich lang dauert und dann ist der Film auch fast schon vorbei. Wirklich bemerkenswert ist dabei, wie präzise und prägnant Kubrick vorgeht. Andere Regisseure und Autoren hätten in einem dreistündigen Film nicht einmal halb so viel Inhalt auf die Leinwand bekommen, wie Kubrick in seinen 87 Minuten. Jeden einzelnen, der hervorragenden und kritischen Bemerkungen und Dialoge könnte man im Prinzip in Stein meißeln, so unglaublich bündig und treffend gelingen diese. Immer, wenn Kubrick gerade Dramatik erzeugt hat, lässt er sich anschließend etwas Zeit, um die Situation wirken zu lassen und genau in dem Moment, in dem der Film in Langatmigkeit zu verfallen droht, fährt Kubrick schließlich fort und legt dabei eine enorm hohe Routine an den Tag. Auch optisch gibt es an diesem konzentrierten und treffsicheren Werk rein gar nichts zu bemängeln, wenn man denn das Alter des Films bedenkt. Ich bin überhaupt kein Fan von Klassikern, aber das hier ist auch heute noch ganz großes Kino.

Die Kritik am Militär, das im ersten Weltkrieg in übertriebenen Patriotismus und vollkommen unmoralischen militärischen Denken in sinnlosester Weise Millionen von Soldaten in den sicheren Tod schickte, um die Front um ein paar Meter zu verschieben, gelingt Kubrick dabei in hervorragender Weise. Die Handlung ist perfekt darauf zugespitzt, den gesamten Militärapparat zu kritisieren, worauf auch die brillianten Dialoge abzielen, die Kritik war ihrer Zeit sogar so heftig, dass Frankreich stark gegen den Film protestierte. Zudem zeigt sich dies auch in der Charakterkonstruktion. Einmal wäre da der ehrgeizige und unmenschliche General, der das Feuer auf die eigenen Leute eröffnen will, als diese nicht in den sicheren Tod gehen wollen, dann wäre da ein feiger Colonel, der einen der, zu erschießenden Soldaten auswählt, um sich persönlich an diesem zu rächen, des weiteren wäre da noch der oberste General, der sogar von einer gelungenen, beinahe fröhlichen Hinrichtung der Soldaten spricht, Kubrick konstruiert alle Charaktere unterschiedlich und zeigt dabei die Missstände im Militär der damaligen Zeit hervorragend auf, wobei sich die Kritik auch in die heutige Zeit ohne Weiters übertragen ließe. Mitten in diesem unmenschlichen Militär steckt dann noch die gelungen konstruierte Hauptfigur, die sich sogar selbst für ihre Soldaten opfern würde und als eine der wenigen wirklich sympathischen Charaktere auftritt, die aber an den Missständen im Militär verzweifelt, womit Kubrick einen menschlich gebliebenen Charakter zeigt, dessen Schicksal durchaus zu fesseln vermag, genauso wie das der drei unschuldig zum Tode verurteilten Soldaten, deren Hinrichtung sehr emotional, schonungslos und mitfühlend serviert wird.

Kirk Douglas macht sich in der Rolle, eben dieses sympathischen und moralischen Colonels hervorragend und zeigt, wie später in Kubricks "Spartacus", dass er zu Recht als einer der besten Darsteller aller Zeiten gehandelt wird. Der kantige, aber dennoch sympathische Douglas ist so ziemlich die beste Besetzung, die man sich für die Rolle vorstellen kann. Zudem überzeugt auch George Mcready als vollkommen gefühlskalter General, indem er ein perfektes Feindbild abliefert und auch der herrlich zynische Adolphe Menjou tut sein übriges, um das Meisterwerk abzurunden.

Im Prinzip gibt es kaum Filme, die den ersten Weltkrieg behandeln, zumal wir Europäer mit dem zweiten Weltkrieg wesentliche mehr Grauen zu verarbeiten haben und die Amerikaner später vor allem den Vietnamkrieg filmisch verarbeiteten, da mit "Wege zum Ruhm" aber in kürzester, prägnantester aber dennoch hervorragender Weise alles zum Weltkrieg gesagt ist, was zu sagen war braucht es auch keine weiteren Filme über diesen Krieg.

Fazit:
"Wege zum Ruhm" ist einer der wenigen Klassiker, die mir wirklich zugesagt haben und genießt zu Recht den Ruf als einer der besten Filme aller Zeiten. Kubrick stellt die Grauen des ersten Weltkriegs, die brutalen Materialschlachten und die Makel des militärischen Denkens schonungslos und kritisch dar und dies mit einer unglaublichen Prägnanz. So reicht dem Altmeister eine Laufzeit von nur 87 Minuten voll aus, um einen der besten Antikriegsfilme aller Zeiten auf die Beine zu stellen, der zudem durch einen glänzenden Cast zu überzeugen weiß, im Prinzip überhaupt keine Längen hat und damit für wirklich jeden zum cineastischen Pflichtprogramm gehören sollte.

91%

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