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Ein wenig unheimlich sind diese fahrenden Eisverkäufer schon, denn als Kind konnte man kaum erkennen, woher der Mann überhaupt das Eis nahm. Vor zig Jahren wurde das Motiv für eine Episode „Geschichten aus der Gruft“ verwendet und in einen solchen Rahmen hätte das Debüt von Autorin und Regisseurin Megan Freels Johnston weitaus besser hinein gepasst.

Schriftstellerin Mary (Deanna Russo) zieht es nach Jahren wieder zurück in die Vorstadt, während Mann und Kinder erst später nachkommen werden. Nach kurzer Zeit lernt sie den Highschool Absolventen Max (John Redlinger) kennen, gleichzeitig beobachtet sie einen Eisverkäufer, dessen düsteres Geheimnis sie noch nicht zu erahnen vermag…

Leider fühlt sich der Stoff kaum wie Horror an, allerdings auch nicht wie eine Komödie. Im Mittelpunkt steht Mary, die sich offensichtlich in der Midlife-Crisis befindet und ihrer Jugend nachtrauert. Deshalb wird auch übermäßig viel Zeit in die sich anbahnende Liaison mit Max investiert, was jedoch weder ein Kribbeln, noch sonstige Emotionen generiert. Die einzigen unheimlichen Szenen ergeben sich, als ein finsterer Möbelpacker mit 70er-Porno-Bart auftaucht und die Auftraggeberin in ungebührlicher Weise abcheckt.

Der Eisverkäufer, dessen Motiv wahrscheinlich das Eliminieren lasterhafter Personen ist, verkommt beinahe zu einer Randerscheinung. Die vier, fünf Ableben sind unspektakulär in Szene gesetzt und obgleich ab und an Blut spritzt, ist die FSK16 angemessen. Das uralte Vehikel mit Pastellfarbe und nerviger Digitalmelodie bringt definitiv mehr Persönlichkeit mit als sein austauschbarer Fahrer.

Und so langweilt man sich durch die wenig aufregende Nachbarschaft mit teils überzogen handelnden Damen, was allenfalls ein müdes Lächeln hervorruft. Dazwischen tummeln sich zu viele Szenen, welche die Geschichte in regelmäßigen Abständen zum Stillstand bringen, wie eine Essensbestellung, Blättern in Zeitschriften oder die kritische Betrachtung im Spiegel. Obgleich ein finaler Twist jene Handlungspausen rechtfertigt, erzeugen sie unterm Strich zuviel Leerlauf.

Da vermag Hauptdarstellerin Deanna Russo wenig entgegenzusteuern, obwohl sie überzeugend performt und ab und an gekonnt ihren Charme spielen lässt. Ganz im Gegensatz zu John Redlinger, der ohne Bart, aber mit leichtem Eye-Liner weder Fisch noch Fleisch verkörpert. Einen Pluspunkt bildet der Score, der mit seinen eingängigen Melodien deutlich an die Slasher der 80er erinnert und die Einsätze des Titelgebenden mit entsprechender Atmosphäre ausstattet.

Als Kurzgeschichte hätte das Konstrukt eventuell getaugt, doch innerhalb der 87 Minuten will schlicht kein Tempo aufkommen und auch spannende Einlagen sind an einer Hand abzuzählen. Die letzten gelungenen Einstellungen, die durchaus als Cliffhanger zu verstehen sind, kaschieren nicht, dass der Stoff mehrheitlich langweilt, statt in Beschlag zu nehmen.
Knapp
4 von 10

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