***ACHTUNG SPOILER IM TEXT***
American Beauty entlarvt schonungslos die grosse amerikanische Lebenslüge, die sich hinter den weissen Gartenzäunen und den vor Garagen geparkten SUV's so oder so ähnlich wohl täglich zigtausendfach abspielt.
Lester Burham (Kevin Spacey) ist Anfang vierzig und von Familie und Job derart gefrustet, das sein Tageshighlight darin besteht, beim morgendlichen Duschen den Lurch zu würgen.
Seine Frau (Anett Bening), ihres Zeichens leidlich erfolgreiche Immobilienmaklerin mit einem geradezu peinlichen Hang zur äusserlichen Perfektion, gepaart mit an Hysterie grenzenden Gefühlsausbrüchen und mimischem Overacting in eigentlich völlig belanglosen Situationen. Schlieslich das pubertierende Töchterchen (Thora Birch), ständig aufs mieseste gelaunt und von ihren Alten derart angenervt, dass sie sich mit den krudesten Gedanken trägt, deren "Leid ein Ende zu setzen".
Eingebettet wird dieses "Familienidyll" in eine Nachbarschaft, in der die meisten Protagonisten selbst nicht ganz in der Spur laufen. Allen voran der hochgradig autoritäre Militärdad im Nachbarhaus, der seine latente Homosexualität damit zu vertuschen versucht, dass er seinem sensiblen aber intelektuell haushoch überlegenen Sohnemann gern mal eins in die Fresse haut.
So entwickelt sich im Verlauf der Handlung vordergründig ein Selbstfindungstrip der Familie Burham, welcher sich zumindest bei den Eltern in einer völligen Umkehr der bislang praktizierten Lebensgewohnheiten manifestiert.
Hintergründig beginnt Regisseur Sam Mendes mit der gnadenlosen Demontage des amerikanischen (Familien-) Traums, der in einem lethalen Finale gipfelt.
American Beauty entwickelt sich so von einer schwarzhumorigen Satire hin zum Familiendrama, das dem Zuschauer so manche Kröte zu schlucken gibt. Hierbei gibt sich die Inszenierung zu keiner Zeit banalem Füllstoff hin, sondern zieht die Story beinhart am strammen Faden dem überaus krassen Ende entgegen.
(Aus diesem Grund sollte man sich das Werk auch NICHT im Privatfernsehen zu Gemüte führen. American Beauty duldet in keinster Weise Unterbrechungen!!)
Einen überaus grossen Anteil am Gelingen des Films haben die beiden Hauptdarsteller Kevin Spacey und Anett Bening, die in einer geradezu überbordenden Spiellaune ein wahres "Traumpaar" abgeben. Vor allem die Dialogszenen gehören zum besten, was es diesbezüglich zu bewundern gibt. Unvergessen das Abendessen bei Fahrstuhlmusik. (" Could Someone pass the Asparagus, PLEASE!!!" )
Bei den Supportacts sei an dieser Stelle unbedingt Chris Cooper als Col. Fitts genannt, der den sadistisch angehauchten Militär großartig verkörpert.
Fazit: American Beauty ist eine bitterböse Gesellschaftssatire, deren Wahrheitsgehalt man nicht ernsthaft anzweifeln kann. Grosses Kino ohne verlogenes Pathos und frei von kitschiger Gefühlsduselei. Schonungslos offener und ungeschönter Einblick in die verzweifelte Lage einer amerikanischen Durchschnittsfamilie, die solange mir einer grossen Lüge gelebt hat, das der Versuch zur Umkehr brachial scheitert.
Einer der besten Filme der vergangenen 20 Jahre. Daher volle Punktzahl.