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Ist Amerika die Welt ? In diesem Fall schon. Denn der Filmtitel bezieht sich zwar lediglich auf die USA, Inhalt und Aussage dieses Geniestreiches jedoch lässt sich auf den ganzen Erdball projezieren. Zumindest auf die im Wohlstand lebenden Gesellschaftsschichten.

Geltungs- und Profilierungswahn stehen hierbei im Mittelpunkt. So etwas wie Loyalität oder einfaches Kommunizieren vermisst man aber. Anhand der Familie Burnham wird die Gesellschaft satirisch auf den Arm genommen, sie wird bloß gestellt und teilweise stellt man sich schockierenderweise wirklich die Frage, ob man es überhaupt mit einer Satire zu tun hat. Denn irgendwie kennt man das Gezeigte nur zu gut. Nicht unbedingt direkt aus der eigenen Familie, da bin ich zum Glück in einem zu gewöhnlichen (gewöhnlich ist etwas sehr, sehr schönes) und normalen Familienhaus aufgewachsen, aber man kann sich durchaus vorstellen, dass es so in manchen Häusern zugeht. Erzählt wird die Geschichte von Lester Burnham, Ehemann von Caroline und Vater von Jane Burnham. Lester teilt dem Zuschauer recht schnell mit, dass er nicht sehr viel vom Leben hält, er sexuell frustriert ist und sein tagtäglicher Höhepunkt ist es, an Schulkameradinnen seiner Tochter zu denken. Nicht unbedingt zufriedenstellend also. Nach außen hin jedoch sind Burnhams die Vorzeigefamilie, mit sündhaft teurem Haus, guten Jobs und einen noch besseren Ruf. Innerhalb der vier Wände jedoch beginnt es immer mehr zu bröckeln, die karrieregeile Gattin scheut keine Taten und Worte, um sich nach oben zu arbeiten. Oder wie auch immer. Lester verliebt sich in eine Schulfreundin Janes, die diesen wiederum selbst auch nicht unbedingt unattraktiv findet, wenn er nur etwas trainieren würde. Lester wird Zeuge dieser Worte und somit setzt er alles daran, dieser gutaussehenden Schülerin, die nach eigenen Worten jeden bekommt, den sie möchte, zu gefallen.

Sam Mendes zieht also eine wohlhabende, nach außen hin perfekte amerikanische Familie heran, um die Gesellschaft in höchstem Maße zu kritisieren. Die Burnhams reden kaum miteinander und wenn sie einmal miteinander kommunizieren, fallen böse Worte oder die Gespräche enden im Streit. Caroline wirft Lester vor, stinklangweilig zu sein. Im Bett läuft schon lange nichts mehr und so fühlt sich Lester, ein Mann im besten Alter, von einer arroganten, gutaussehenden Teenagerin inspiriert, sein Leben neu zu beginnen. Er schmeißt seinen Job hin, kauft sich einen teuren Sportwagen und trainiert, was das Zeug hält. Er rebelliert und möchte wieder Spaß am Leben haben. Was ihm gelingt. Seine Familie entfremdet sich jedoch immer weiter, seine Frau begeht erste Seitensprünge und seine Tochter Jane hängt mit einem mysteriösen Neuling herum, dessen Vater ein Ex-Marine ist, was er ihm auch sichtbar zu spüren gibt.

In "American Beauty" gibt es irgendwie niemand, der so ist, wie er zu sein scheint. Heuchlerisch, verlogen, jedwede Lust aufs Kommunizieren ist verloren und keiner so richtig sympathisch. Da scheint es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet die schüchterne und introvertierte Jane und deren Freund die einzigen Beiden sind, denen man etwas Positives abgewinnen kann. Genau die Beiden, die während des Films von verschiedenen Leuten als langweilig oder durchgeknallt beschrieben werden.

"American Beauty" ist aufdeckend und sinnbildlich für die heutige Gesellschaft, in der Werte wie Ethik, Moral oder Loyalität immer mehr verloren gehen und von Dingen wie Macht, Ruhm und Geld ersetzt werden. Der Mensch an sich zählt kaum mehr was, vielmehr sind es dessen Leistungen und Erfolge, an denen er gemessen wird. Der Mensch darf auch nicht mehr das sein, was er selber möchte, sondern er wird immer mehr zu dem gemacht, was er sein soll. Wenn es nach der Gesellschaft geht. Homosexualität wird ohne weiteren Grund vom ersten Moment an missachtet, obwohl selber dementsprechende Tendenzen vorhanden sind. Was im Film bitter endet.

Lasst den Mensch das sein, was er möchte. Legt Wert auf Gewissen, Kommunikation und Moral. Das ist es, was Sam Mendes uns sagen möchte. Satirisch, augenzwinkernd, aber leider auch nur allzu realistisch und alltäglich. Gewagtes Thema, brisant umgesetzt.

8,5/10 Punkte

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