Der kalte Krieg ist Anfang der 1960er-Jahre auf dem Höhepunkt und die Russen scheinen das Rennen um die Vorherrschaft im All zu gewinnen. Aus diesem Grund experimentiert die amerikanische Regierung in einem Hochsicherheitslabor mit einem mysteriösen Fischwesen, von dessen zweigeteilten Atmungsorganen man sich Rückschlüsse für das zukünftige Astronautenprogramm erhofft. Die stumme Putzfrau Zelda entdeckt den Amphibienmann und entwickelt eine Art romantische Beziehung zu ihm. Als der sadistische Projektleiter Strickland, eher CIA-Folterer als ein Wissenschaftler, von russischen Spionen erfährt, die auch hinter dem Fischwesen her sind, fordert er vehement, dieses zu töten. Zelda beschließt, zusammen mit ihrem Nachbarn Giles die Kreatur zu befreien...
Gänsehautkino mit Wohlfühlfaktor – kann es so etwas überhaupt geben? Guillermo del Toro gelingt dieser Spagat mit einer annähernd schwerelos anmutenden Leichtigkeit, als wenn der Mann nie etwas anderes je gemacht hätte. In „Shape Of Water – Das Flüstern des Wassers“ geht er nämlich der Frage nach, was passiert wäre, wenn das Jack Arnoldsche Ungeheuer vom Amazonas (schlag nach im Horror-Kino der 1950er) doch gefasst worden wäre und dieses sich in Gefangenschaft dem weiblichen Menschheitsgeschlecht in einer wirklichen, nicht mit Gewalt erzwungenen Liebesbeziehung genähert hätte. Abstrus? Kitschig? Daneben? Egal! „Shape Of Water – Das Flüstern des Wassers“ ist großes, gefühlvolles, zutiefst humanistisches Kino – vollgestopft mit erstklassiger Ausstattung und mit einem Zusammenspiel von Bildgestaltung (mal wieder schön zu sehen: im fast selten gewordenen Format 1,78:1), Schnitt und Musik in purer filmischer Magie voller Technicolor-gleicher Poesie. Selbst kleine Tanz- bzw. Musikeinlagen nimmt man hier als Zuschauer gerne mit, obwohl diese ohne Frage noch schräger in die Die-Stumme-und-das-Monster-Story passen als der russische Spion in der Rolle des Gutmenschen, der als Tarnung die Vita eines Nazi-Wissenschaftlers vorgibt. Guillermo del Toro packt irrwitzig viele Details in seinen Film, verlinkt diese gekonnt mit seinem bisherigen Oeuvre und handelt ganz nebenbei auch noch wichtige gesellschaftliche Themen wie Rassentrennung, Frauen- und Schwulenfeindlichkeit ab. Ein Schelm, wer da denkt, dass der mexikanische Regisseur wirklich nur die 1960er-Jahre Amerikas aufs Korn nimmt. America first – das glaubt sicherlich auch der weiße Herrenmensch Strickland und tötet lieber das ihm unbekannte Wesen als von ihm zu lernen. Ach ja, nie wurde es tränenreicher und romantischer zwischen Fabelwesen und Mensch – auch nicht im diesbezüglich schon direkt vergleichbaren „King Kong und die weiße Frau“. So mag man dem visuell sehr beeindruckenden „Shape Of Water – Das Flüstern des Wassers“ lediglich vorhalten wollen, zu viel Märchen, zu viel Drama und zu wenig handfesten (milden) Horror bereitzuhalten. Doch das wäre schon sehr böswillig gedacht. Herausragend. Es spielen gut: Sally Hawkins, Octavia Spencer, Richard Jenkins, Michael Shannon u. a.
Ab dem 19.07.2018 auf DVD, BD und 4K UHD erhältlich.
© Selbstverlag Frank Trebbin