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Nach einem missglückten Einsatz in Paris (an dem sie sich selbst die Schuld gab) hat sich CIA-Spezialagentin Alice Racine (Noomi Rapace) selbst auf die Ersatzbank begeben und betreut nun seit ein paar Jahren als Sozialarbeiterin in London Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei hat sie stets ein Auge auf islamistische Aktivitäten einzelner Klienten, die sie an befreundete Agenten des MI5 weitermeldet - mit wechselndem Erfolg. Als die CIA Wind von einem geplanten größeren Attentat auf eine US-Einrichtung in London bekommt, sucht deren Abteilungsleiter für Europa, Bob Hunter (John Malkovich) händeringend einen fähigen Agenten mit Sprachkenntnissen, der einen festgenommenen Terrorverdächtigen verhören soll. Racine, etwas aus der Übung, ziert sich zunächst, wird dann jedoch von ihrem langjährigen Vorgesetzten und väterlichen Freund Eric Lasch (Michael Douglas) überredet. Doch das Verhör erweist sich als Falle, denn die Beamten im Nebenzimmer warten nur auf eine ganz bestimmte Information, nach deren Erhalt sie nicht nur den Verhörten, sondern auch die CIA-Agentin beseitigen wollen. Racine, die diesem Komplott im letzten Moment entkommen kann, flüchtet zu Lasch, der ihr gerade noch eine konspirative Wohnung zuweisen kann, bevor er selbst von einem Rollkommando erledigt wird. Ganz offensichtlich wurden CIA und MI5 in dieser Angelegenheit von einem Maulwurf unterwandert, und Racine, zur Zielscheibe unbekannter Täter geworden, kann niemandem mehr trauen...

Hinter dem unspektakulären Titel Unlocked verbirgt sich ein flotter Agenten-Thriller, den Regisseur Michael Apted (James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug) mit einigen hochkarätigen Namen auf der Besetzungsliste rund um die weibliche Hauptrolle inszeniert hat. Noomi Rapace als Topagentin wider Willen erweist sich einmal mehr als Glücksfall, ist die Rolle doch perfekt auf die agile Schwedin zugeschnitten: einerseits ist sie eine knallharte Fighterin, andererseits bekommt sie auch selbst auf die Mütze, ist sich ihrer Entscheidungen nicht immer sicher und zeigt auch einmal Emotionen, womit sie als alleinige Sympathieträgerin fast den ganzen Film trägt.

Trotzdem solchermaßen keinerlei Zweifel daran bestehen, daß sie das undurchsichtige Geflecht von Geheimdienst-Intrigen am Ende entwirren und die Schurken zur Strecke bringen wird, kann Unlocked durch flottes Erzähltempo und einige nette Ideen (wie einem hochtoxischen Bio-Kampfstoff aus sowjetischen Labors oder einem bestimmten Code, der wie eine Relaisstation ein Attentat erst auslöst) seinen aufgebauten Spannungsbogen fast bis zum Schluß halten, wozu es der namhaften Nebendarsteller eigentlich gar nicht bedürft hätte: Michael Douglas und Orlando Bloom bleiben gegenüber Agentin Racine relativ blass, lediglich John Malkovich darf in seinen wenigen Lines erfreulich zynisch kommentieren, während Toni Collette, deren Rolle als MI5-Chefin Emily Knowles ursprünglich für einen Mann vorgesehen war, auf kaum 5 Minuten Screentime kommt. Gerne mehr gesehen hätte man vom eigentlichen Killer, der als eine Art Roy Batty-Verschnitt (aus Bladerunner) lange Zeit unentdeckt morden darf.

Zuweilen sind aber auch einige Ungereimtheiten auszumachen, als gravierendste freilich die hanebüchene Erklärung des Maulwurfs zu seiner Motivation, die freilich erst am Schluß aufgetischt wird und den Film zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verderben kann; merkwürdig auch daß Racine sich ihrer Festnahme durch britische Special Forces widersetzt (wobei sie schlagkräftige Hilfe bekommt), wenige Szenen später aber bei deren oberster Chefin aufkreuzt und dieser Vorfall mit keiner Silbe mehr erwähnt wird. Auch die anfangs gezeigte Tätigkeit von Rapace als Streetworkerin, die politisch korrekt z.B. einem Migranten gegen dessen ungerechtfertigte Entlassung beisteht, wird später nicht mehr verfolgt, als sie einen von ihr ebenfalls betreuten schwarzen Taxifahrer als Lockvogel einsetzt und dieser dabei sang- und klanglos erschossen wird. Auch treten die vier mit dem Attentat befassten islamischen Charaktäre keineswegs teuflisch böse auf, sondern sind äußerst zurückhaltend gezeichnet, im Falle des Imams sogar fast verständniserweckend, wie überhaupt der islamische Terrorismus nur als Aufhänger dient und ansonsten völlig in den Hintergrund tritt: In Unlocked geht es fast ausschließlich um Verräter in den eigenen (geheimdienstlichen) Reihen.

So nimmt die Attentatsvorbereitung also ihren Lauf, bedient sich hierbei neben diversen James-Bond-Motiven auch solcher aus Jason Bourne, Die drei Tage des Condor oder Der Schakal und steuert zielsicher auf das erwartbar dramatische Finale zu.
Insgesamt also kein innovativer Thriller, aber auch keine Längen oder gar Ausfälle, dafür jedoch 98 Minuten gute Agenten-Unterhaltung mit einer prächtig aufgelegten Noomi Rapace: 7 Punkte.

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