Unlocked (2017)

Review

von Frank Trebbin

Alice Racine war vor wenigen Jahren noch Verhörspezialistin im Dienste der CIA. Weil sie aber einst einen Anschlag in Paris nicht verhindern konnte, kämpft sie noch immer mit diesem Trauma und hat nun einen harmlosen Undercover-Bürojob in London. Als man durch die Beobachtung eines islamistischen Hasspredigers einem geplanten Anschlag auf die britische Hauptstadt auf die Spur kommt, muss Alice wieder ran, denn es gilt, einem gefangenen Kurier der Terroristen Informationen zu entlocken. Während des Verhörs entpuppen sich die angeblichen Agenten als Killer mit unbekannten Interessen und Alice muss flüchten…

Zum wievielten Mal wird eigentlich jetzt das Klagelied des dreckigen Geschäfts der Geheimdienste angestimmt - hier vermischt mit der hochaktuellen Melodie um Terror durch Islamismus? Der Inhalt ist also dem Grunde nach altbekannt; die Verpackung ist es, die so etwas manchmal interessant macht. Und weil Michael Apted durchaus einige große Kinofilme und sogar ein 007-Abenteuer auf seinem Konto verzeichnen kann, ist „Unlocked“ ein solider, wendungsreicher (wenn auch an den Haaren herbeigezogener) Action-Thriller geworden, der locker an der Schwelle zur Vier-Sterne-Liga mitspielen kann. Die Optik ist hochwertig, die Härte dem Thema durchaus angemessen und die namhaften Darsteller stehen so oder so außer Frage – obwohl Noomi Rapace ihre Rolle nur recht eindimensional anlegt. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten – ganz besonders in B-Movies – verzichtet „Unlocked“ zudem darauf, seinen hinreichend bekannten Handlungs- und Drehort hübsch plakativ in Szene zu setzen. Nein, die britische Hauptstadt wird hier überwiegend jenseits der üblichen Touristenpfade gezeigt: bis auf ein paar Tower-Bridge-Bilder geht es eher durch Nebenstraßen und zu Sozialbausiedlungen. Auch wenn die Action in „Unlocked“ sicherlich nicht immer heutigen Sehgewohnheiten oder gar einem Publikumsbedürfnis nach Spektakulärem entspricht, so ist sie doch übersichtlich und vor allem unaufgeregt-bodenständig inszeniert – was wiederum so manchen überzogenen Plot-Twist wettmacht. Fazit: Wer eher althergebrachte Hausmannskost verachtet, sollte einen Bogen um „Unlocked“ machen. Für alle anderen bietet er solide bis gute Unterhaltung. Bildformat: 2,35:1. Mit Noomi Rapace, Toni Collette, John Malkovich, Orlando Bloom, Michael Douglas u. a.

© Selbstverlag Frank Trebbin