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2008 landete das Drehbuch von Peter O'Brien auf der so genannten Black List, einer Liste der begehrtesten noch nicht verfilmten Stoffe. Erst Jahre später fand sich mit Michael Apted ein routinierter Regisseur, der den Agentenkrimi umsetzen wollte, - und der mit seinen 76 Jahren vielleicht ein wenig zu altmodisch zu Werke geht, um dem zeitgenössischen Kampf gegen den Terror gerecht zu werden.

CIA-Agentin Alice (Noomi Rapace) ließ sich nach einem missglückten Einsatz in Paris undercover in London einsetzen, wo sie nun einen Terrorverdächtigen verhören soll. Doch das Szenario entpuppt sich als eine Falle, um den Zugangscode für einen weiteren Verdächtigen zu knacken, welcher eine verheerende biochemische Waffe einsetzen könnte. Alice gerät zwischen die Fronten und kann niemandem mehr trauen…

Eigentlich ein brisanter Stoff, der in den letzten Jahren mit Zunahme internationaler Terroranschläge beinahe omnipräsent ist. Modernste technische Methoden kommen beiden Lagern entgegen, - da wirkt es beinahe angestaubt, dass jener Biokampfstoff mit Zeitzünder per Handy gesteuert wird und der Countdown in Großaufnahme runtergezählt wird, als befände sich ein James Bond unmittelbar in der Nähe. Mit technischen Details hält sich Apted ohnehin nicht auf, er setzt vielmehr auf old school und das Zusammenspiel diverser Individuen.

Allerdings sorgt dieses nur bedingt für Spannung, denn mit der Unterwanderung des eigenen Vereins ist im Grunde jeder verdächtig, so sehr sich auch um scheinbare Loyalität bemüht wird. Mentor Eric (Michael Douglas) spricht Alice zwar gut zu und Europa-Abteilungschef Bob (John Malkovich) verhält sich zynischer als man es von einem Maulwurf erwarten könnte, doch ein plötzlich auftauchender Kriegsveteran (Orlando Bloom) wirkt genauso konstruiert wie eine langjährige Freundin beim MI5 (Toni Collette), welche scheinbar binnen weniger Momente von A nach B gelangen kann und dabei auch noch Zeit findet, sich komplett umzukleiden.

Besser ist der Stoff, sobald er ein wenig ins Detail geht, etwa als der Biokampfstoff in einer Hinterhofwohnung überprüft wird oder ein langjähriger Klient spontan zum unbefleckten Spion ernannt wird, da er aufgrund seines Aussehens weniger verdächtig erscheint.
Ansonsten wird viel taktiert und telefoniert, Action in Form einer Schießerei und einer Prügelei bildet eher Mangelware, wobei Collette immerhin Nehmerqualitäten anzuerkennen sind, da sie trotz gebrochener Nase weiterdrehte.

Die starke Besetzung bringt natürlich ein wenig Licht auf die Leinwand, obgleich Douglas, Malkovich und Bloom nicht allzu viel Screentime haben und Collette nur zwei, drei Gesichtsausdrücke abverlangt werden. Auch die Kamera bleibt angenehm übersichtlich und konzentriert sich mit Erfolg aufs Wesentliche. Gleiches gilt für den Score, der über weite Teile im Hintergrund bleibt, in Schlüsselmomenten jedoch ordentlich abliefert.

Nur gibt es hiervon nicht viele. Versatzstücke des typischen Spionage-Thrillers finden sich zuhauf, doch etwaige Twists fallen mau aus und trotz einiger Schauplatzwechsel schüren diese nur selten Atmosphäre, während spannende Momente an einer Hand abzuzählen sind.
Vor Jahrzehnten wäre „Unlocked“ in so einer Form ein absoluter Hit gewesen, doch Originalität sieht inzwischen anders aus.
5 von 10

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