kurz angerissen*
Zuletzt setzten einige Horror-Thriller darauf, das Vermeiden der Nutzung oder Wahrnehmung bestimmter Sinne zur Überlebensregel zu erklären. In "A Quiet Place" und "Don't Breathe" sollte man besser keine Geräusche machen, in "Bird Box" führt das Sehen direkt in den Wahnsinn und somit in den Tod. "It Comes At Night" setzt zwar im direkten Vergleich auf eher konventionelle Überlebensregeln aus dem Dunstkreis des Seuchen- und Zombiefilms: Handschuhe und Gasmasken müssen unter bestimmten Bedingungen getragen werden, die Nacht ist tabu, vertraut wird nur der eigenen Familie. In einer gewissen Weise ist trotzdem ein hoher Bezug zur Sinneswahrnehmung gegeben. Nicht ohne Grund sieht man einen Hund auf dem Filmplakat, der in die Dunkelheit bellt. Es handelt sich bloß um ein Kammerspiel in einer kleinen Waldhütte, doch die Unterkunft verwandelt sich vor Drew Daniels' Kamera in ein hölzernes Labyrinth. In Zeitlupe schwebt die Linse körperlos durch die Gänge und schärft dabei das Bewusstsein für den Raum. Es ist manchmal schwer zu sagen, ob hier die Perspektive des Jungen eingenommen wird, aus dessen Perspektive sich zumindest die Szenen im Haus abspielen, oder eine figurenneutrale Eminenz, die in Anlehnung an Viren-Thriller wie "Outbreak" eine Verbreitung des Todes andeutet. Eine knallrot gestrichene Tür signalisiert den Point-of-No-Return, vor dessen Schwelle immer wieder Bedrohungen lauern, die aber konsequent unsichtbar bleiben. Dazu komponiert Brian McOmber einen Score, der sich in einer frühen Szene zunächst dröhnend dem Jump-Scare-Prinzip anschließt, um sich dann ausgerechnet in den vielen Alptraumszenen in Zurückhaltung zu üben.
Selbstverständlich führt ein solches Endzeit-Kammerspiel wieder zu der alten Erkenntnis, dass es kein Monster aus dem Wald ist, vor dem man sich fürchten muss, sondern der Mensch in Not. Das ist soweit nichts Neues. Trey Edward Shults, der mit dem Drehbuch eigene Traumata verarbeitete, findet zwar technisch hochinteressante Wege, zu dieser Erkenntnis zu gelangen, allerdings vermag er es nicht, ihr etwas Neues abzugewinnen. In dieser Hinsicht bleibt "It Comes At Night" so fahl wie abgenagte Knochen im Mondschein. Eine Empfehlung aussprechen kann man also für jene, die gut gespielte, kompakt und zielstrebig aufgezogene Thriller auf engem Raum zu schätzen wissen, ohne zwangsläufig zu erwarten, dass am Ende etwas anderes geschieht als die Eingliederung in den Konsens.
*weitere Informationen: siehe Profil