Staffel 1 - 9,5/10
Staffel 1
Children of Women
„The Handmaids Tale“ erzählt im Grunde eine moderne Sklavengeschichte. Ein explosiver, wachrüttelnder Genremix über eine Welt, in der der Großteil der Frauen (oder Menschen?) unfruchtbar ist und Amerika sich zu einem totalitären, extrem religiösen und militaristischen Staat entwickelt hat, in dem die sogenannten Mägde, die letzten fruchtbaren Frauen, wie Sklaven, Bruttiere, Haushälterinnen und gewissermaßen auch Heilige ausgebeutet werden. In dieser trostlosen, fast schon apokalyptischen Welt folgen wir nun Offred bzw. June, einer dieser „Leibeigenen mit Scheuklappen“ - und wie sie sich langsam aber sicher gegen das brutale System auflehnt...
Was an „The Handmaids Tale“ so herausragend ist und warum gerade thematisch hier etliche wunde, aktuelle Punkte getroffen werden?
JUNE
+ Drama, Sci-Fi, Horror, Thriller, Liebe - eine sehr vielseitige Dystopie
+ Anklage gegen religiösen Fanatismus (jeder Art)
+ Frau Moss ist ein Pfund und eine der besten, interessantesten Schauspielerinnen zur Zeit
+ enorm hochwertige Präsentation
+ guter Umgang mit Cliffhangern
+ Tempo meist stark, nie überhastet
+ starke, viele Frauenfiguren
+ Bildsprache oft atemberaubend
+ vielleicht realistischer, als man auf den ersten Blick meint
+ gelungene Buchumsetzung
+ viele moralische Fragen
+ Immension erstaunlich
+ gesellschaftskritisch, amerikakritisch
+ Must-See-Television
+ hart, wenn es sein muss
+ poetisch und primitiv zugleich
+ Kinofeeling
+ epische Geschichte; ambitioniert angelegt
+ eine Art Tribute von Panem für Erwachsene?!
+ Warnung an die aktuelle Welt (von Trumps Amerika bis in die islamischen Regionen) und einige Entwicklungen
+ starke Charakterentwicklung
+ sinnvoller Umgang mit Rückblenden
+ etliche Grautöne (nicht nur optisch)
+ famose (Cover-)Songauswahl
+ keine Angst vor Nacktheit
+ die Szenen in dem „Hotel“
+ jetzt schon ikonische „Mode“
+ viele Metaphern und Doppeldeutigkeiten
+ Endzeitstimmung
+ Neugier und offene Fragen werden hoch gehalten
+ mutig und leidenschaftlich
+ Hoffnung geht nie komplett verloren
+ die besten Close Ups seit „Mr. Robot“
+ ganz normale Frauen; nicht nur Schönheiten (dadurch umso nachvollziehbarer und echter)
+ Spannung oft erstaunlich hoch
+ sexuell aufgeladen und bedeutsam
+ Frauenpower und Feminismus nicht nur beiläufig und vorgeschoben
+ triste Atmosphäre geht kaum dichter
+ relevant und zeitlos
+ nicht immer einfach zu gucken - aber es lohnt sich!
+ echt schmerzhafte Momente
OFFRED
— manchmal etwas weit hergeholt bzw. theoretisch; auf den ersten Blick in dieser Größe nicht denkbar in echt (oder doch?)
— was machen andere Staaten? Warum hat niemand etwas gegen diesen seltsamen Putsch unternommen?
— recht viele Figuren, nicht alle super tiefgreifend beleuchtet bisher
— neben Moss wirkt manch ein Schauspieler steif
— manch eine Episode, ein Rückblick verschleppt das Tempo ein wenig
— Story wirkt minimal gestreckt, könnte öfters eher zum Punkt kommen
Fazit: eine der stärksten ersten Staffeln der 2010er. Thematisch, audiovisuell, schauspielerisch, geschichtlich - in jedem Bereich auf höchstem Niveau und richtig akut, hart, spannend, knackig. Ein heftig guter Genremix. „The Handmaids Tale“ hat seinen Hype vollstens verdient. Eine Edelserie! (9,5/10)