Dass Ridley Scott der "Schöpfer" von Alien ist (zumindest visuell) und damit den seitdem mehrmals erfolgreich und weniger erfolgreich kopierten Kampf Ausserirdischer gegen Mensch auf eine neue Ebene des Weltall-Terrors gehoben hat, das dürfte niemand mehr anzweifeln.
Dass Ridley Scott ein ungemein ausdrucksstarker Regisseur ist, dem auf der Bild- und Ästhetik- Ebene aktuell wohl kaum jemand grosse Konkurrenz machen kann, das dürfte auch niemand in Zweifel ziehen.
Dass Ridley Scott allerdings ein großartiger Geschichtenerzähler sein kann, diesen Aspekt seines Schaffens kann man bis heute bezweifeln und auch sein neuester Streich aus dem mittlerweile ausufernden "Alien"-Universum beweist uns als Zuschauer diesen Aspekt seiner bisherigen Karriere wieder einmal unumstösslich eindrucksvoll.
Als vor ein paar Jahren bekannt wurde, dass Scott in das Universum seiner "Alien"-Schöpfung zurückkehren möchte und uns im Jahr darauf mit "Prometheus" ein sicherlich sehr ausdrucksstarkes Prequel präsentierte, dass uns zu den Ursprüngen der "Alien"-Rasse führen sollte, mochte durchaus gefallen.
Dass "Prometheus", anders als der erste Teil von "Alien", kein schweisstreibender All-Horror war, bot immerhin einen sehr schönen Ansatz zum Erzählen einer neuen Geschichte mit vielen Bezügen zu den ursprünglichen Wurzeln der Reihe.
Visuell und technisch auf einer Höhe, die ihresgleichen innerhalb der Serie sucht, bot uns der Film ein phantasievolles Feuerwerk über missglückten Schöpfungsgeist, enttäuschte Erwartungen und widerlich anzuschauende aber immerhin elegante Kreaturen.
Der Kniff, die ganze erzählende Geschichte auf die Ingenieure aufzubauen, die bereits im Originalfilm ihre Spuren hinterlassen haben, war durchaus etwas originelles in dem ganzen Prequel-Universum.
Eine neue weibliche Heldin vor Ripleys Zeit einzuführen, ebenso, und natürlich auch der mit hohem Widererkennungs-Wert ausstaffierte böse Androide, das alles waren wunderbare Referenzen an eine der besten und intensivsten Filmreihen Hollywoods.
Leider erfüllte die direkte Fortsetzung (warum nur diese Strategie) meine Erwartungen an eine Fortführung der Geschichte nur bedingt:
Visuell und ausstattungstechnisch natürlich atemberaubend gut gemacht, inszenatorisch und handlungstechnisch wieder den Geist des Ursprungsfilms atmend (Star Wars 7 hat man das leider völlig zu Unrecht vorgeworfen), gelingt es jedoch zu keiner Zeit, ein richtiges "Alien"-Gefühl aufkommen zu lassen...
Scott und seine Autoren erliegen der Versuchung, das zwischenmenschliche Drama vor den philosophisch angehauchten New-Age-Charme von "Prometheus" und den organischen Horror des Originals zu lagern und machen damit "Alien: Covenant" zu der grössten Enttäuschung der Filmreihe.
Offenbar war man sich bis zum Ende unschlüssig, wie man aus den ganzen Versatzstücken, die "Alien" ausmachen und die an der einen oder anderen Stelle in "Covenant" auftauchen, ein schlüssiges Gesamtbild zusammenstellen sollte:
- es gibt die Jagd auf das Alien
- es gibt verfolgende Kamerafahrten durch Raumschiff-Gänge
- es gibt eine weibliche Heldenfigur
- es gibt herausplatzende Aliens
- es gibt natürlich wieder den bösen Androiden
- es gibt die Todesszene, bei der ein "Alien"-Schwanz eine Rolle spielt
- es gibt den Kampf gegen das "Alien" und (Spoiler Anfang) einen ähnlichen Showdown wie im Original (Spoiler Ende)
Mir persönlich wird hier David zu sehr als das personifizierte Böse charakterisiert, was natürlich die ständige Bedrohung durch das titelgebende "Alien" vollkommen relativiert und die mysteriöse Herkunft und die vielversprechenden Ansätze aus "Prometheus" verpuffen lässt.
Das Schicksal von Dr. Elizabeth Shaw will ich hier gar nicht erwähnen, die in "Prometheus" eine so hervorragende Protagonistin war und die in der direkten Fortsetzung eine wesentlich dankbarere Rolle verdient hätte.
Katherine Waterston bemüht sich zwar redlich als unwillige Heldin aber hat einfach viel zu wenig Präsenz als ihre Kolleginnen vor ihr - zudem wirkt ihre ständige Weinerlichkeit wahrlich undankbar in einem solchen Film, selbst wenn er so unentschlossen zwischen Drama und Horror pendelt.
Sie kann damit weder Noomi Rapace, geschweige denn Sigourney Weaver auch nur ansatzweise das Wasser reichen.
Michael Fassbender kann da schon deutlich mehr zeigen aber dass er ein brillanter Schauspieler ist, weiss man bereits durch sein filmisches Credo der vergangenen Jahre.
Der Rest der Crew ist gut gewählt und mit viel Einsatzfreude bei der Sache, wird jedoch nur als Kanonenfutter verwendet.
Fazit:
Eine weitere Fortsetzung seiner "Schöpfung" möchte ich gar nicht mehr von Ridley Scott erwarten, denn mit "Alien.Covenant" hat er die Saga um das unbesiegbare und tödliche Weltraum-Monster leider beinahe vollständig von seinen Ursprüngen weg geführt, die er eigentlich erklären wollte.
Mir wäre eine Umsetzung und Sichtung der Ideen von Neill Blomkamp in einer "Alien"-Fortsetzung mit Sigourney Weaver wesentlich lieber gewesen als dieser Hybrid aus Vorgeschichte und Fortsetzung, der filmisch brillant im Grunde nur eines geschafft hat:
Die totale Entmystifizierung des H. R. Giger - "Aliens" und seines filmischen Vermächtnisses.