ZZunächst mal ist es ja bezeichnend, dass mit Martin McDonagh ("Brügge sehen… und sterben?", "7 Psychos") ein Ire einen Film über den zwar nicht alltäglichen aber täglich im Alltag vorkommenden Rassismus in den Provinzen der UofS inszenieren muss. Ein „durch und durch amerikanischer Film, wie ihn die Amerikaner allein offenbar nicht mehr hinkriegen", schrob der Spiegel zurecht. Die Iren hingegen schon: McDonagh hat den schlauen Film geschrieben und regiert.
Dass es sich um einen klugen Film handelt, verhindert indes nicht, dass er Fehler oder zumindest Zweifelhaftigkeiten enthält.
SPOILER
Insbesondere die Entwicklung der Figur von Sam Rockwell ist eig durch absolut nix gedeckt. Vom echt fiesen, gewalttätigen Rassistensaulus zum schlitzohrigen Erkenntnis-Paulus in 45 Minuten? Nur wegen des Briefs?
Da hatte seine vorherige Zeichnung als rassistisches Muttersöhnchen mehr Bodenhaftung.
Und Hauptdarstellerin Frances McDormand wird zwar als "harte Schale, guter Kern"-Charakter eingeführt, aber warum ihre Tochter abhauen wollte und mit Muttern komplett quer lag, erschließt sich mir auch nicht.
Und eins noch: 5000 Dollar monatlich für drei völlig abgerockte Plakatwände im Nirgendwo? Nah, never ever!
SPOILER-ENDE
Darüber hinaus macht der Film aber alles richtig und sein Anliegen auf faszinierende und unterhaltsame Weise deutlich. Auch bedingt durch die oben bemängelten Umstände kann er zudem storytechnisch immer wieder überraschen, was viel, viel mehr ist, als man von den meisten Dramen zum Thema behaupten kann.
Hinzu kommen der typische schwarze McDonagh-Humor und die herausragenden Darstellerleistungen, namentlich: alle. Naja, McDormand und Rockwell stechen schon heraus, aber auch Woody Harrelson ist super und natürlich wieder der großartige Peter Dinklage und na ja, wie ich sagte: alle eben.
Und deshalb und weil der Film das Richtige meint und will und die richtigen Schlüsse zieht und ungemein watchable ist und viele Nebenfiguren mit wenigen Strichen gezeichnet eine plausible, glaubwürdige, anrührende Backstory bekommen, - was eine Kunst für sich ist - deshalb gebe ich fette sieben Punkte.