Der Kreis scheint sich zu schließen, denn just im Zeitraum der Premiere kursierten Leaks von Hauptdarstellerin Emma Watson, die sie, vergleichsweise harmlos, in Unterwäsche zeigen. Soviel zur Transparenz in den Sozialen Medien, zur Datensammlung und Überwachung, Spionage und Datenspeicherung, was wie eine digitale Fortsetzung von „1984“ daherkommt, von Regisseur James Ponsoldt jedoch nicht gerade ambivalent durchleuchtet wird.
Mae (Emma Watson) ist überglücklich, denn sie kann beim riesigen IT-Unternehmen „The Circle“ einsteigen. Ihr Engagement bekommt auch Firmenboss Bailey (Tom Hanks) mit, der sich gerne von Mae inspirieren lässt. Bei einem Experiment lässt sie sich rund um die Uhr von kleinen Kameras begleiten, bei einem weiteren geht allerdings etwas schief…
Wer zu sehr mit Facefuck, Zwitter und Bluttube umgeben ist, bekommt vielleicht nicht einmal mehr mit, dass im Wald Bäume wachsen und man sich auch bewegen kann, ohne den Kopf im Winkel von 60 Grad nach unten zu richten. Das Sujet vereint die Macht der bekannten Großkonzerne in Sachen Daten und Profile mit dem gleichzeitigen Bestreben nach Kontrolle und totaler Macht. Das erscheint einerseits wie eine Dystopie, die nicht wirklich unrealistisch erscheint, doch andererseits wird der Stoff zuweilen so blauäugig vorgetragen, dass er beinahe wie Satire rüberkommt.
Schuld daran sind nicht nur die eindimensional gezeichneten Figuren, deren Mimen trotz überzeugender Präsenz (u. a. Bill Paxton in seiner letzten Rolle) nur schwer dagegen ankämpfen können. Eher ist es die Oberflächlichkeit, die zuweilen altbackene Herangehensweise, die haltlose Naivität, wie es etwas beim finalen Programm „Soul Search“ der Fall ist, mit welchem jeder Mensch binnen kurzer Zeit ausfindig gemacht werden kann. Demgegenüber bleiben Aspekte wie Missachtung von Privatsphäre und die daraus resultierende Verletzung von Menschenrechten weitgehend unerwähnt und auch die finale Wendung ist auf psychologischer Ebene nur teilweise nachvollziehbar.
Kamera und Score arbeiten nicht schlecht, die Erzählweise ist flüssig und lässt innerhalb der 110 Minuten Laufzeit keinen Leerlauf entstehen und doch will sich bei dem eigentlich brisanten Thema zu wenig Spannung einstellen, da es zu keiner Zeit nervenaufreibend zugeht und die wahren Gefahren des überwachten Individuums zu weichgespült veranschaulicht werden. Unterhaltsam ja, nachhaltig nein.
Knapp
6 von 10