Ein Mann sieht rot...04.10.2018
Es gab viel Tamtam um dieses Remake, und auch schon viele kritische Stimmen gerade im Vergleich zum Original mit Charles Bronson. Doch was für einen Sinn hätte es gehabt, den Streifen aus den Siebzigern eins zu eins nochmal zu drehen? Nur wegen der schickeren Optik? Das ist aus meiner Sicht im allgemeinen ein großes Problem von Remakes. Bleiben sie sklavisch am Original, mault die Meute. Interpretieren sie den Stoff neu, mault die Meute auch. Man kann es also ( wie überall im Leben ) nicht allen recht machen, und das soll man ja auch nicht. Betrachten wir also diesen Film als eigenständiges Vehikel und vergessen einfach, daß es das Sujet schon vielfach gab – der aufmerksame Leser meiner Reviews wird wissen, daß ich schon oft vom legendären Anlaß für Rache geschrieben habe.
Chirurg Paul macht lieber eine Sonderschicht, statt an seinem Geburtstag mit der Familie essen zu gehen. Das rächt sich bitter: Einbrecher suchen Pauls Haus heim, die Dinge geraten aus dem Ruder, und schon ist die Gattin tot, die Tochter liegt im Koma. Was nun? Klar, auf die Polizei vertrauen, doch diese bringt keine Ergebnisse, was angesichts einer großen Zahl noch offener Fälle an der Bürowand des Detectives auch nicht verwundert. Also tut Paul, was ein Mann tun muß. Durch Zufall fällt ihm eine Waffe in die Hände, YouTube erklärt den Umgang damit...und schon reinigt Paul die Straße von dem widerlichen Verbrechergezücht. So lange, bis die Mörder seiner Frau aufgespürt und bestraft sind...und vielleicht auch noch darüber hinaus, wenn Bruce Willis noch ein bißchen Geld verdienen will.
Willis macht hier nach langer Zeit wieder einen guten Job. Er ist gealtert, sichtlich, aber das macht nichts, denn die Rolle paßt zu ihm und verlangt keine körperlichen Höchstleistungen. Das ist das Schöne an einer Pistole...abdrücken kostet nicht viel Kraft. Der Film bezieht eindeutig Stellung pro Selbstjustiz, und ich möchte hier auch nicht zum wiederholten Male die Diskussion rund um die Frage, ob Selbstjustiz gerechtfertigt ist oder nicht, anstoßen. Regisseur Roth sieht die Sache eindeutig: Auge um Auge. Und da man selbst nicht weiß, wie man im Extremfall handeln würde, bringt die hypothetische Diskussion auch wenig. Meine Liebste meinte nach Filmende gleich, sie könne den Mann verstehen, nun, das kann ich auch. Und mehr will der Film auch nicht, er ist ein kleiner, dreckiger Rachestreifen in modernem Gewand, wie er schon auf über die Leinwand geflimmert ist. Als Stand Alone gut gelungen, durchweg interessant, mit gesunder Härte inszeniert und bei Bruce bestens aufgehoben - 9/10