Review

kurz angerissen*

Wer in Franchise-Dimensionen denkt, aus dessen Perspektive könnte "The Secret Man" glatt als ein Sequel von "J. Edgar" durchgehen. Nicht nur visuell passt der Enthüllungsthriller um den Whistleblower Mark Felton zu den kalten Farben von Spielbergs Hoover-Biografie, auch knüpft die Handlung direkt an den Tod des langjährigen FBI-Direktors und das sich daraus ergebende Chaos an. Es wird ein vernichtendes Bild der Investigative gezeichnet, die sich durch zunehmenden Kontrollverlust definiert. In diesem Klima findet schließlich ein politischer Kampf gegen Windmühlen statt, bei dem sich erst durch Feltons hartnäckige Art in Kombination mit den Aufdeckungen der Presse der Wind dreht, bis die Dominosteine nicht länger wanken, sondern zu fallen beginnen - aufwärts Richtung Präsident Nixon.

Dass mit einem solchen Stoff Suspense und Thrill zu erzeugen sind, haben in den 70er Jahren Filme wie "Die Unbestechlichen" bewiesen. Allzu gerne würde sich "The Secret Man" dieser Richtung anschließen, wie der von vorne bis hinten brodelnde, niemals jedoch ausbrechende Score beweist, doch dazu fehlen dem Drehbuch die Reibungspunkte. Wo immer Felton (Liam Neeson) den neuen FBI-Chef (Martin Csokas) mit seiner Position konfrontiert, müssten eigentlich Pauken und Trompeten ertönen, doch Peter Landesman („Erschütternde Wahrheit“) setzt auf latente Aggressionen, die sich im Sichtbaren kaum entladen. Für trockenes Politkino oder spröde Lehrstunden in Rhetorik wiederum ist das Interesse am Spannungskino zu deutlich spürbar, so dass der Ton irgendwo zwischen geschichtlicher Aufarbeitung und Unterhaltungskino hängen bleibt, ohne sich auf eine Richtung festzulegen.

Immerhin überzeugt "The Secret Man" als Biografie insofern, als dass er einer Schattenfigur der amerikanischen Geschichte Emotionen einhaucht und sie dem Publikum überzeugend nahe bringt. Davon profitiert auch Liam Neeson, der endlich mal wieder einen Ausweg aus seinem "Taken"-Relief findet und anstatt eines Rollentypus ein Individuum verkörpern kann. Nur leider weiß das filmische Konstrukt um ihn herum trotz des hochwertigen Casts nicht genug aus dem Stoff herauszuholen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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