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Der Blonde mit dem schwarzen Schuh ist mittlerweile in Ehren weiß geworden, doch der 1934 geborene Pierre Richard dreht noch fleißig Filme und machte eine sehr ähnliche Entwicklung durch wie Dieter Hallervorden: Alberne Klamotten machten sie berühmt, doch im Alter kommt die Zeit für leise Töne.

Der griesgrämige Witwer Pierre (Richard) hat nach dem Tod seiner Frau nicht mehr die Pariser Wohnung verlassen. Deshalb sorgt seine Tochter für einen Internetkurs von Alex (Yaniss Lespert), um ihn von trüben Gedanken abzulenken. Rasch lernt der 75jährige und meldet sich mit Alex` Foto bei einem Dating-Portal an, wo er sich mit Flora (Fanny Valette) austauscht. Als es zu einem Date in Brüssel kommt, schickt er Alex vor, was natürlich nicht ohne Irrungen und Wirrungen vonstatten geht…

Cyrano de Bergerac lässt grüßen in der Liebeskomödie, die tatsächlich für Jung und Alt gemacht ist. Zwar werden die Tücken des Online-Datings extrem weichgespült und wer mit über 70 noch nie vorm PC gesessen hat, dürfte da auch nur schwerlich durchfinden, doch die beiden Hauptdarsteller ergänzen sich recht ordentlich. Wobei der Stoff von Autor und Regisseur Stéphane Robelin natürlich stärker auf Richard zugeschnitten ist, welcher eine herzerwärmende Entwicklung vom Grummelbär zum spontanen Lebemann durchmacht, während sein Pendant eher zum unfreiwilligen Spielball wird und zunächst aufgrund zugesteckter Geldscheine mitmacht.

Die Geschichte bedient die Muster konventioneller Verwechslungskomödien, wobei das Lügengebilde um falsche Identitäten, verheimlichte Beziehungen und erfundene Berufe stets erweitert wird und natürlich immer kurz davor ist aufzufliegen.
Das Figurenkarussell ist nicht überladen, es dreht sich im angenehmen Tempo und bringt final natürlich zusammen, was zusammen gehört.

Ein wenig mehr Biss hätte der Erzählung letztlich gut zu Gesicht gestanden, obgleich einige clever positionierte Momente wie eine Gegenüber-Unterhaltung auf einer öffentlichen Toilette oder eine Ablenkung außerhalb des Frühstückstisches etwas nachhaltiger in Szene gesetzt sind. Stattdessen kommt es zu leicht melancholischen Zwischentönen, es schwingt eine ordentliche Portion Wehmut mit, jedoch auch eine Menge Esprit, was in erster Linie dem grandiosen Spiel von Pierre Richard zu verdanken ist.
Hinzu gesellt sich ein toller, angenehm eingängiger Score von Vladimir Cosma und die schlichte Tatsache, dass der Zug selbst im hohen Alter noch nicht abgefahren sein muss.
Knapp
7 von 10

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