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Der betagte Witwer Pierre, gespielt von Pierre Richard, fristet ein einsames Dasein allein in seiner Wohnung, in der er zunehmend verwahrlost. Da er sein Haus nicht mehr verlässt, soll er nun zumindest über das Internet mit Umgebung und Mitmenschen interagieren. Als Computerlehrer wird kurzerhand der Lebenspartner der Enkelin, gespielt von Yaniss Lespert, engagiert, der seinen Schwiegereltern auf der Tasche liegt, weil er als Drehbuchautor ohne feste Beschäftigung nicht über die Runden kommt. Da der Rentner nicht weiß, dass es sich bei seinem Lehrer um den Freund der Enkelin handelt, hat er keine Skrupel, diesen in seine ersten Online-Blind-Date-Versuche miteinzubeziehen. Der Alte verabredet sich über das Internet mit einer jungen Frau, gibt vor, noch keine 50 Jahre alt zu sein und schickt dann seinen Lehrer als Stellvertreter zum ersten Date.

Wie bei so vielen Komödien aus Frankreich geht es auch bei „Monsieur Pierre geht online“ um die Liebe, diesmal (auch nicht ganz untypisch) um eine ganz spezielle Dreiecksbeziehung. Involviert sind ein Rentner, sein etwa halb so altes Blind Date und der vorgeschobene Stellvertreter des betagten Mannes, der auch noch der aktuelle Freund von dessen Enkelin ist, ohne, dass der Alte davon weiß. Ohnehin wünscht sich Pierre, dass seine Enkelin wieder mit ihrem Ex zusammenkommt, der in China arbeitet, aber weiterhin Kontakt mit dem Großvater der Verflossenen hält. Das ist alles genauso konstruiert, wie es hier klingt, weil - ganz im Sinne einer Screwballkomödie - mit aller Macht die dramaturgische Zuspitzung, ein Reigen aus peinlichen Begegnungen und ulkigen Zufällen angesteuert wird. Beim Aufeinandertreffen aller relevanten Figuren im Film nach einer Kaskade von Missverständnissen sorgt das zwar für betretenes Schweigen auf der Leinwand und etwas Gelächter im Kinosaal, ansonsten ist der Film aber eher ermüdend geraten.

Es ist aber etwas anderes, das die Stimmung deutlich trübt: So sehr sich Regisseur Stephane Robelin auch müht, die Motive des älteren Herren und seines Internetlehrers begreifbar zu machen und das Vorgehen zu rechtfertigen, letztendlich verhalten sich die beiden unmoralisch gegenüber ihrem Blind Date. Die junge Dame trauert noch um ihren verstorbenen Mann, zeigt sich emotional verwundbar und offenbart damit eine Schwäche, welche sich die beiden Herren mit einer Reihe dreister Lügen zunutze machen. Umso unglaubwürdiger, ja ärgerlicher ist das aufgesetzte Happy End. Außerdem ist der durchweg leidig und deprimiert dreinblickende Yaniss Lespert nicht unbedingt die perfekte Besetzung für eine heitere französische Sommerkomödie, wobei der restliche Cast seine Sache immerhin besser macht.

Fazit:
„Monsieur Pierre geht online“ ist zu konstruiert und aufgrund des unmoralischen Verhaltens zweier Hauptfiguren auch nicht so sympathisch und charmant wie wohl intendiert. Ein paar heitere Szenen gelingen zwar, das ist aber insgesamt zu wenig.

39 %

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