3D-Review
Irgendwann in ferner, ferner Zukunft reist die einst aus der ISS entstandene, mittlerweile auf Mega-City-Größe angewachsene Raumstation „Alpha City“ durchs All. Und weil sie aus einem undurchdringlichen Geflecht aus angedockten Raumschiffen und kleinen Welten besteht, merkt die militärisch geprägte Führung von „Alpha City“ erst recht spät, dass in ihrem ursprünglichen, inneren Kern etwas nicht in Ordnung ist: ausgesandte Truppen kehren nicht mehr zurück und eine radioaktiv verseuchte Zone breitet sich immer weiter aus. Das ist ein Fall für die beiden Raum-Zeit-Agenten Valerian und Laureline (sic: Veronique), die ohne es zu wissen bereits durch ihren letzten Auftrag die Lösung quasi in der Hand halten...
Eins muss man unumwunden feststellen: trotz aller möglichen (unvermeidbaren?) Abweichungen zu den gezeichneten Vorlagen von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières ist Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ doch insgesamt die bestmögliche Adaption der phantasievoll-überbordenden Comicheft-Reihe geworden, die man sich erdenken kann. War schon Bessons „Das fünfte Element“ eindeutig von den hierzulande „Valerian und Veronique“-betitelten Heften beeinflusst, so konnte der umtriebige Franzose heute, in seligen CGI-macht-alles-möglich-Zeiten noch zwei, drei Gänge hochschalten und endlich das verfilmen, was ihm seit seiner Jugend am Herzen lag: ein lustvoll-überdrehtes Science-Fiction-Märchen mit den vielen irrwitzigen, aber immerhin liebgewonnenen Details gezeichneten Ursprungs, die heute problemlos filmische Wirklichkeit werden konnten. Fremde Welten, fremde Galaxien, fremde Wesen – all das und noch viel mehr wird hier und heute geboten. Puristische Actionfreunde, denen Ausstattung und Kostüme egal sind soweit es nur ordentlich rummst, werden bei „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ nicht unbedingt auf ihre Kosten kommen, Science-Fiction-Fans, denen die Kantinen-Szene aus „Krieg der Sterne“ schon immer viel zu kurz war, dürfen ein Bad im Meer der Phantastik erleben, während hingegen Mainstream-Kinogänger das Ganze für überfrachtet und zu abgedreht halten. Man merkt schon irgendwie, dass „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ für Besson quasi wie eine Reise zurück in ein mit Spielsachen vollgestopftes Zimmer ist, in dem man sich nach Belieben austoben kann und wo man sich nicht darum schert, was um einen herum passiert. Als ob ihn ein Box-Office-Erfolg völlig egal wäre, zelebriert Besson hier ein rauschhaftes Panoptikum, das sich nur an einem ganz, ganz dünnen roten Faden an Minimal-Handlung entlanghangelt. Erzählerische Finesse sieht anders aus, legaler kommt man aber nie an einen Rausch heran. Der Bilder wegen sehenswert. Auf BD erschienen: eine eher zwiespältige 3D-Fassung. Manches wirkt arg flach, überwiegend ist die Tiefenstaffelung aber enorm. Was man angesichts des Stoffes und der Bessonschen Intention vermisst, sind Pop-Out-Effekte, die hier mal wieder wirklich sehr gut gepasst hätten. Selbst Laserwaffen, die dir entgegengehalten werden, ragen kaum aus dem Bild heraus. Hier hätte man sich die gleiche große Oper gewünscht wie beim Film selbst. Bildformat: 2,35:1. Mit Dane DeHaan, Cara Delevingne, Clive Owen und Rihanna, Ethan Hawke und Rutger Hauer in Nebenrollen.
© Selbstverlag Frank Trebbin