kurz angerissen*
So authentisch ist man bei Luc Bessons Wunschprojekt dann auch wieder nicht vorgegangen, dass man die Gummimasken wieder aus dem Mottenschrank holen würde, aber es reicht, um für einen Augenblick eine Ahnung von „The Fifth Element“ in der Nase zu haben, prickelnd wie der Duft von frischem Sommerregen.
Zwar atmen die lupenreinen Rechnerbilder des Heimatplaneten der Pearls eine Spur zu viel „Avatar“ und auch sonst sind computergenerierte Spezialeffekte äußerst dominant, scheinen sich in jedes Frame einzunisten; doch Besson macht das mit einer spürbaren Euphorie für die Vorlage wett, was sich vor allem in knallbunten, mit Design-Ideen regelrecht überladenen Bildern niederlegt. Mit jedem Schnitt scheinen sie eine neue Spezies zu präsentieren, jede von ihnen ausgefeilt genug für eine detailliertere Betrachtung. Der Flughafentransfer aus „Men In Black“ erscheint im Vergleich wie ein Miniaturmodell.
Darüber hinaus könnte „Valerian“ auf das aktuelle Kinoprogramm kaum einen stärkeren Kontrast legen. Es handelt sich um einen europäischen Science-Fiction-Film. Ohne Helden in Strumpfhosen, ohne Original im Rückspiegel, das penetrant „ich bin besser als du“ schreit. Obgleich die Bildsprache derjenigen vieler Blockbuster nicht unähnlich ist, hat man unentwegt das Gefühl, die unabhängige Autorenseite eines solchen zu betrachten. Alleine das ließ wenigstens mich eine Kinokarte lösen, obgleich längst ein Überdruss für Effekte-Overkills eingesetzt hat. Und belohnt wird man mit teilweise fast orgiastischen Actionsequenzen, die mit den Elementen spielen, als seien sie Kegel in den Händen eines Einrad fahrenden Jongleurs.
So viel zur Haben-Seite; nicht verfügen indes kann die Comic-Adaption mit einem charismatischen Hauptdarstellerpärchen, obwohl sie auf ein solches klar zugeschnitten ist. Während De Haan sich wenigstens nach Leibeskräften anstrengt, die Variante Korben Dallas auszuspielen, an seinem zu jugendlichen Äußeren so jedoch zuverlässig scheitert wie ein Hund, der eine Betonwand anbellt, hat Carla Delevigne zwar seit „Suicide Squad“ eine ganze Menge dazugelernt, ist aber nach wie vor keine Schauspielerin; sie versteht sich darauf, Regieanweisungen hochpräzise umzusetzen und hat die coole Nummer ebenso drauf wie die überraschte, macht jedoch den Fehler, jeden ihrer mimischen Ausdrücke zu inszenieren. Model-Berufskrankheit?
Wenig interessant dann auch das native Volk der Pearls und die um sie herum geschriebene Story, die klar von der Eigenständigkeit vermissen lässt, die dem intergalaktischen Abenteuer durch Tausende kleiner Einfälle in die Optik gebrannt ist. Spätestens hier zieht „The Fifth Element“ dann doch wieder klar vorbei.
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