Review

Rum, Rumms, Rebound?


Der erste „Fluch der Karibik“ war nicht nur ein Hit, sondern er ist auch ein sehr guter Blockbuster, einer der besten Piratenfilme aller Zeiten. Johnny Depp erschuf mit Jack Sparrow eine ikonische, zeitlose Figur und das Ding macht noch heute große Laune. Die Fortsetzungen krankten dann aber abwechselnd oder sogar gleichzeitig an Seelenlosigkeit, Chaos, Megalomanie und Einfallslosigkeit. Von fehlendem Charme und mangelnden neuen Ideen ganz zu schweigen. Wirklich wild punktet zwar auch „Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales“ in diesen Kategorien nicht, er wiederholt in wichtigen Belangen sogar dreist, etwas lahm das Original - und dennoch hatte ich gefühlt wieder etwas mehr Spaß als bei den noch viel mehr wiedergekauten Parts zuvor. Ich weiß gar nicht genau warum... Handlung: ein spanischer Schatten der See und legendärer Kapitän, eine Sünde aus Jack Sparrows Vergangenheit, sucht ihn nun heim, um sich endlich zu rächen - sodass er sich mit nun erwachsen gewordenem Nachwuchs alter Bekannter zusammentuen muss...

Manche Effekte (Green Screens oder „der junge Depp/Jack“) sehen nicht tadellos aus, eher artifiziell - doch die meiste Zeit sieht „Fluch der Karibik 5“ schon gewohnt schnieke und hochkarätig aus. Egal ob man die aufwändigen Kostüme und Bauten oder Computereffekte wie Zombiehaie (!) oder Salazars „transparente“ Mannschaft nimmt. Apropos: Javier Bardem schafft hier mit wenig viel und reiht sich in die Riege der Bösewichter der Reihe für meinen Geschmack sehr weit oben ein. Außerdem macht die eingeführte jüngere Generation einen brauchbaren Job, es ist im Grunde eine Art Familienzusammenführung und Best-Of - aber keins, wo man abschaltet oder sofort eher lieber das Original nochmal sehen würde. Viele Stunts und Set Pieces sind wirklich würdig und spektakulär (Guillotine!), einige clevere Witze und freche Sprüche sitzen, es schimmern sogar immer mal wieder Brillanz und Genie bei Depp durch und die Laufzeit reizt es (anders als einige Vorläufer) endlich mal nicht zu sehr aus. Schlecht wurde mir dagegen eher bei den letzten Momenten, einer unfassbar unnötigen und kitschigen Reunion. Ansonsten ging das glatt runter an einem heißen Spätsommertag. Und im Kino wäre das sicher noch besser gekommen. Selbst wenn der Reihe natürlich schon sehr lange heftig Inspiration und Ideen fehlen, sich die Geschichten sehr ähneln und sie ernüchternd ineinander verlaufen. Dennoch macht mir das Franchise noch immer wesentlich mehr Freude als etwa „Transformers“. Gerade bei schwitzigeren Temperaturen. 

Fazit: es passiert selten, dass der fünfte Teil einer Reihe, mein zweitliebster dieser ist. Aber „Dead Men Tell No Tales“ kriegt das Kunststück ziemlich überzeugend hin. Einerseits weil alles, was nach Teil 1 kam, ziemlich anstrengend und madig war - aber auch weil er ein recht knackiges Sommerabenteuer mit krachender Action, einer soliden neuen Heldengeneration und einem starken, düsteren Javier Bardem ist. Immer noch klar eine Liga unter dem Original - aber zumindest die starke Talfahrt wurde gestoppt... 

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