Review

Nachdem Tobe Hoppers Erstlingswerk "The Texas Chainsaw Massacre" sowohl bei Publikum als auch Kritik wie eine Bombe einschlug, ist es schon verwunderlich das "Eaten Alive" so unterging. Völlig zu Unrecht; ist "Eaten Alive" ein Terrorfilm der "TCM" in nichts nachsteht und viele seiner Elemente aufgreift - doch hier deutet Hopper nicht nur an...

Vollmond, die Credits und eine "Musik" die uns ziemlich vertraut vorkommt. Kratzende Geräusche, schrill, laut, nervig - penetrant; so ist die gesamte musikalische Untermalung des Filmes. Doch dazu später mehr. Dann erste gesprochene Worte die einen an "Kill Bill" erinnern - nur wurde "Eaten Alive" knapp 25 Jahre vorher gedreht. Ansonsten haben die Filme auch keine Gemeinsamkeit.

"I am Buck and i´m here to fuck!" - Robert"Freddy Krüger"Englunds charismatisches Gesicht grinst in die Kamera, die Augen einer Nutte. Doch sein "Doggystyle" gefällt ihr nicht, im folgenden wird sie rausgeschmissen und streift durch den nahe gelegenen Sumpf, wo sie an das "Starlight Hotel"; ein schmieriger kleiner Schuppen mit einem noch schmierigeren Besitzer namens Judd, der vorzugsweise sich seiner Gäste (nachdem er sie gefoltert und getötet hat) durch einen riesigen Alligator, der unter dem Haus wohnt, entledigt. Doch die Ex-Nutte soll nicht sein einziges Opfer sein...

Ein interessanter Film; wirklich - einer der besseren Hopper. Zwar ist der Hauptdarsteller Judd kaum durch sein Nuscheln und sein "indenBartreden" kaum zu verstehen, seine Absichten oder das Warum bleiben auch offen. Hopper will hier auch keine Erklärungen liefern, sondern sein Publikum ähnlich unterhalten wie er es bei "TCM" tat. Bloss eben ein wenig weniger subtil, mehr "realitätsnaher". Fraglich das es Hotelbesitzer mit Haustier Krokodil gibt, aber welche die es auf die Kundschaft abgesehen haben schon eher. Dennoch gelingt es Hopper eine sehr siffig-bedrohliche Atmosphäre zu schaffen: das Hotel, der Alligator, die in meist rötliches Licht getauchten Sets - ja sie lassen durchweg Atmosphäre und Spannung aufkommen.

Vor allem der Hotelbesitzer (Neville Brand) ist schaurig gut am agieren, Robert Englund auch hier fies-bedrohlich (auch ohne Maske). Trotzdem ist sein Part eher von geringerer Bedeutung - genau wie der Subplot um die Suche nach dem Anfangs ermordeten Mädchen durch ihren Vater.Der Rest der Darsteller ist daher nicht so von Interesse, landen sie doch ohnehin früher oder später im Krokodilsrachen. Dieses sieht einigermaßen überzeugend aus, jedenfalls sind Animationen des Krokos und die Fressszenen gut gemacht und reihen sich härtetechnisch den gehobeneren F/X ein. Ja, Hopper deutet hier weniger an - er hält bisweilen voll drauf. Vor allem der anfängliche Mord mit der Gartenklaue ist sehr gut geschnitten und extrem. Auch die restlichen F/X sind gelungen und hart, wenn auch nicht sehr zahlreich. Ein Splatterfilm ist aber "Eaten Alive" nicht. Sie (die F/X) dienen eher der Unterstreichung des gegenwärtigen Wahnsinn.

Die "Musik" kann einem wie gesagt auch in den Wahnsinn treiben: Triangel, verzerrte Frauenschreie - diese Geräusche begleiten neben oben genannten die ohnehin zerrütelnde Atmosphäre. Parallelen zum "TCM" sind auch hier der überschwappende Wahnsinn, der alle Beteiligten befällt; was sich in stimmigen und bisweilen sehr bizarren Bildern (z.B. ein psychopathisch anmutender Ehestreik) ausdrückt. Doch krankes Highlight mag wohl der Hotelbesitzer sein.

Kritisieren mag man die zügellose Drastigkeit mit der Hopper zu Werke geht. Frauen werden vor Augen der eigenen Kinder zusammengeschlagen, selbige enden nach einer sehr üblen Hetzjagd auch fast als Krokodilfutter; fast ein wenig intensiver als "TCM". Doch leider auch etwas statischer - so gut wie alles spielt sich im Hotel ab, Abwechselung kommt hier selten durch andere Orte wie den Puff, noch durch interessante Charaktere (wie gesagt selbst Englund bleibt relativ blass) auf. So ziehen sich die 90 Minuten Film etwas, insgesamt gesehen kann er jedoch überzeugen; vor allem wegen des sehr genialen Showdowns wo Hopper alle Register seines Könnens zieht!

Fazit: Unbeobachtetes Werk von Tobe Hopper, das sich hinter "The Texas Chainsaw Massacre" nicht verstecken braucht. Sicherlich sehenswerter als eine der nur mäßigen Fortsetzungen. Ein kleiner Geheimtip!

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