Der kauzige Judd (Neville Brand) führt das verfallene "Starlight" Motel, welches direkt an die Sümpfe angrenzt. Keiner der Dorfbewohner ahnt, was sich hinter Judd verbirgt, nämlich ein Psychopat der gerne mal seine Gäste an sein Krokodil verfüttert, dass er sich unter dem Haus hält. Nun ermordet er eine Prostituierte, doch kurz darauf hat er ihren Vater (Mel Ferrer) und Schwester Libby (Crystin Sinclaire) am Hals. Auch ein Pärchen mit Kind (Marylin Burns, William Finley) betritt das Hotel. Und den lästigen Casanova Buck (Robert Englund) wollte Judd schon längst einmal loswerden. Mit einer Sense bewaffnet dezimiert er seine Gäste, verfüttert sie an sein Riesenkrokdil. Doch er hat die rechnung ohne Libby und Sheriff Martin (Stuart Whitman) gemacht.
Tobe Hoopers "Texas Chainsaw Massacre" war ein umstrittener Klassiker der 70er Jahre, ebenso das Meisterwerk in seiner Karriere als Regisseur. Mit "Eaten Alive" kann er gut nachlegen, es sind auch einige Parallelen zu seinem Klassiker zu erkennen, kann Diesem aber lange nicht das Wasser reichen.
Es sieht man nun mal storytechnisch ziemlich mau aus. Ein psychopatischer Killer, der gerade Prostituierte auf den Tod nicht ausstehen kann, aber auch gerne andere Menschen an sein Lieblingstier verfüttert. Angeblich handelt es sich dabei um ein afrikanisches Krokodil, uralt, welches Judd in früher Zeit schon den Fuss abgebissen hat. Niemand vermutet was sich hinter dem eher schmächtigen Hotelbesitzer verbirgt. Warum er so geworden, wird uns leider vorenthalten. Überhaupt bleiben die wenigen Charaktere ziemlich blass.
Ein wirklich toller Neville Brand verkörpert den psychopatischen Mörder perfekt. In seinem Gesichtsausdruck verbirgt sich etwas Irres und trotz seiner kleinen Statur, kann er dem Zuschauer Angst einjagen. Robert Englund ist hier in einer frühen Rolle zu sehen, Marylin Burns kennen wir aus "Texas Chainsaw Massacre" und auch Mel Ferrer dürfte Jedem ein Begriff sein. Nur William Finleys Charakter ist etwas seltsam und zu überdreht, ansonsten ist das Können der Darsteller auf erstaunlich hohem Niveau.
Hoopers Pluspunkt ist erneut die Kulisse. Das Hotel liegt direkt neben den Sümpfen und ist in einem wahrlich schlechten Zustand. Ausserdem liegt es ziemlich abseits des Dorfes und des Nachts wabert dort der Nebel. Erneut bietet Hooper sehr beunruhigende Bilder, die die Ausweglosigkeit verstärken. Dazu wieder diese krummen Klänge, keine schöne oder richtig zusammenhängende Melodie. Er hat mit "Eaten Alive" sichtlich versucht ein ähnliches Meisterwerk abzuliefern, immerhin behält er seinen eigenen Stil hier noch bei.
Dazu gehört auch eine gehörige Portion Spannung, ein wenig Sadismus und die Goreszenen fallen für die damalige Zeit sehr drastisch aus. Gerade wenn Judd mit einer Mistgabel auf eine Prostituierte einsticht, oder später seine Opfer mit der Sense aufschlitzt. Dies ist meist in Nahaufnahme zu sehen und das Blut darf ordentlich suppen. Das meist noch lebende Opfer wird dann in das Krokodilbecken geschmissen. Selbst vor kleinen Kindern macht Judd nicht halt. Nur dem Krokodil sieht man deutlich an, dass es aus Gummi ist. Man hatte Mitte der 70er Jahre nun mal kaum Möglichkeiten eine perfekte Animierung zu gewährleisten, ausserdem fehlte Hooper einfach das nötige Kleingeld. Über diese schon trashige Tieranimierung sollte man großzügig hinweg sehen, es hat auch etwas Amüsantes.
Das Drehbuch hierzu stammt übrigens aus der Feder von Hoopers Kumpel Kim Henkel, welcher auch als Produzent fungierte. Leider konnte "Eaten Alive" lange nicht den Erfolg verbuchen wie "Texas Chainsaw Massacre". Gerade bei uns ging dieses Kleinod völlig unter.
"Eaten Alive" hat nicht das Zeug zum Klassiker, aber ist allemal ein spannendes Horrorkleinod, für Liebhaber von Tobe Hoopers "TCM". Abzüge gibt es für die einfallslose Story, aber die Stärken überwiegen, gerade die Darsteller erstaunen, die Kulisse ist abermals spannungsfördernd, ebenso der schräge Score. Kann man locker zu Hoopers besten Filmen zählen.