Den Vergleich zu seinem vorherigen "Blutgericht In Texas" muss sich Tobe Hooper gefallen lassen, zu ähnlich ist das Sounddesign und der Spielart des Horrors in einem heruntergekommenen Hotel, was im weitesten Sinne durchaus hinterwäldlerisch wirkt. Betrieben wird es vom geistig verwirrten, rechtsreaktionären Judd (Neville Brand, nach Rollen in "Bonanza" und "Shiloh Ranch" sichtlich wildwestlich eingestellt), der als Hoftier der Absteige gewissermaßen ein gefräßiges Krokodil beheimatet, wohlgemerkt: kein heimatlicher Alligator, sondern ein fieses Krokodil aus Afrika, wie öfters betont wird. Zu fressen gibt es unliebsame Gäste, wobei die nacheinander in dieser einen Nacht aus allerlei fadenscheinigen Gründen vorbeischneien und fasst alle genau so durchgeknallt sind, wie der mürrische Gastgeber. In rotes Licht getaucht wirken die Nachtszenen des Studios (Tag kennt dieser Film scheinbar nicht) die sich dort abspielen, oftmals wie eine zweitklassige Theateraufführung vor laufender Kamera, der man die übertriebene Häufung von schrägen und kranken Charakteren kaum abnimmt, als wäre die Melange aus Backwood- und Tierhorror noch nicht ulkig genug. Amüsant ist das schon, doch mehr als ein Psychopath gleichzeitig auf der Veranda verdirbt den ernstzunehmenden Atmosphärebrei, zumindest versaut da die deutsche Synchro einiges an netter Terrorstimmung. Schön in Szene gesetzt ist hingegen das schmierige Haus, in und um das ein Großteil des Filmes spielt, sowie die Übergriffe des irren Hoteliers auf seine Opfer. Die sind für ihre Zeit nicht von schlechten Eltern, zumal sie, im Gegensatz zu "Blutgericht In Texas", gleichmäßiger über die ganze Laufzeit verteilt sind und hin und wieder nicht gerade mit Kunstblut geizen. Auch wenn sich eine beachtliche Ansammlung von psychischer und physischer Gewalt finden lässt, ist die Beschlagnahmung bis heute etwas zu viel der zweifelhaften Ehre, um nicht zu sagen Blödsinn, denn es wirkt heute wie ein antiquiertes Überbleibsel aus der Zensorenhysterie der 80er Jahre. Und während der Wahnsinn des Ex-Soldaten mit seinem wirren Gefasel schwer nach Vietnamtrauma klingt, können sich die Horrorfreunde über die Arbeitsteilung freuen, die der Sensenmann mit dem Kroko betreibt, eingehüllt von altmodischen Nebelschwaden, die wohl eine texanische Sumpflandschaft vortäuschen sollen. Sheriff Martin (Stuart Whitman übt schonmal den Richtungsweiser für "Trip In Die Hölle") denkt derweil noch immer, alles im Griff zu haben, klare Anweisungen wie " Du hältst den Kaffee schön heiß" helfen da weiter, wo Robert Englund als halbstarker Frauenverführer in Feinripp den Lauten mimt. Mel Ferrer (auch in Umberto Lenzis gleichnamigen Kannibalenstreifen "Eaten Alive" zu sehen) hingegen verkörpert den frommen Daddy und neben seiner unschuldigen Tochter darf es als gequältes Mäuschen erneut unter Hoopers Fuchtel Marilyn Burns sein, wer das Final Girl wird, ist allerdings tatsächlich etwas überraschend. Genretypisch kann das Krokodil als Blaupause für die Kollegen gelten, die auch heute noch im Bereich Tierhorror meist die gleichen bescheidenen Modelle benutzen. Das hier gefilmte Bastelergebnis spielt nur eine funktionelle Rolle als schnappender Müllcontainer, ansonsten steht Tobe Hoopers Versuch im Vordergrund, seinen legendären Hit ohne Kettensäge noch einmal neu aufzulegen und wählt dabei mehr Terror und Gewalt im Bild als das adäquate Mittel. Heraus kommt ein Horrorfilm, den der Genrefreak mal gesehen haben sollte, sofern er denn uncut vorbeischneit, auch wenn der heute zu einigen Schmunzlern einlädt. Wer es stilistisch konsequenter mag, greift gleich zu Hoopers wunderbarer Persiflage "Texas Chainsaw Massacre 2".
Fazit: Der holzbeinige Leatherface-Ersatz zeigt, wie viel Hunger ein Krokodil in einem Tümpel während einer Nacht haben kann. Ganz erstaunlich, genau, wie die Besetzungsliste. 6/10 Punkten