Unbekannt verreist - das galt lange Jahre für den submarinen Monsterheuler "Leviathan", der anno 1989 in der Bugwelle von James Camerons "Abyss" das Licht der Welt entdeckte, gemeinsam mit Cunninghams "Deep Star Six". Allesamt thematisch in der Tiefsee verankert, geriet "Abyss" zum zwiespältigen "love it or hate it"-Event, das man inhaltlich bisweilen ablehnte, aber technisch und visuell bewunderte. Doch während "Deep Star Six" praktisch auf jedem zweiten Kabelsender breitgetreten wurde, verschwand George P. Cosmatos "Leviathan" nach kurzer Zeit in der totalen Versenkung, um auf dem heimischen Markt erst 15 Jahre später mittels eines Bootlegs wieder studierbar zu geraten, nachdem Laserdisc und VHS bald wieder aus den Regalen verschwunden waren.
Obwohl im Gegensatz zu Camerons naiv-komplexem Anspruch "Leviathan" guten, alten Monsterhorror ins Spiel bringt, sollte man dem Film doch eine Wiederentdeckung gönnen, denn anders als so mancher Schnellschuß im Fahrwasser eines großen Hits ist der Film nicht nur hochwertig fotografiert und tricktechnisch sauber ausgeführt, er ordnet seine Genrestandards auch blitzsauber an, jetzt mal davon abgesehen, daß man sich beim Storyaufbau von Ridley Scotts "Alien" gleich mit der groben Kelle bediente. Darüber hinaus bietet Cosmatos' Film eine einigermaßen prominente Besetzung: Peter Weller, kurz nach dem "Robocop"-Ruhm; Richard Crenna nach dreimaligem "Rambo"-Einsatz, das Max-Headroom-Schnuckelchen Amanda Pays, den bohnenstangigen Komiker Daniel Stern, als Quotenfarbiger den vierten Ghostbuster Ernie Hudson und nicht zu vergessen den stets seriösen Hector Elizondo als Dreingabe.
Wahrhaft originell sind die gut 90 Minuten jetzt nicht gestrickt, aber solides DVD-Futter sind sie allemal: in der Tiefsee wird mal wieder heftigst nach Edelmetallen gesprengt und gegraben, wobei die Crew kurz vor dem Ende ihrer 90-Tage-Schicht steht. Wie man in gut 5000 Meter Tiefe und monumentalem Wasserdruck noch rumlaufen soll, bleibt zwar ungeklärt, aber mit riesigen Panzeranzügen soll es angeblich hier gehen. Die Tatsache, daß Meg Foster als Verbindungskontakt zur "Firma" öfters mal auf dem Bildschirm erscheint, läßt natürlich schon Böses ahnen, aber wieso sollte es in der Tiefsee anders sein als auf der Nostromo, also entdeckt man einen russischen Frachter, der angeblich noch in der baltische See rumschippert.
Im Safe findet sich so einiges, viele Totenscheine und natürlich ein Pülleken Wodka, das man besser nicht trinken sollte, denn darin sind mutagene Stoffe, die den durstigen Mann zu einer Mischung aus Tiefseeanglerfisch, Aal und Oktopus ummodeln, der gern andere Menschen (und deren Blut) assimiliert.
Den Rest kann man sich an den Fingern abzählen, einer stirbt, dann wird fleißig mutiert und bis es alle mitkriegen ist es fast schon zu spät. Alles schreit und rennt und gibt mit improvisierten Flammenwerfern (die wiederum mal aus "Aliens" geklaut) dem Viech ordentlich Zunder, bis die Station droht, allen um die Ohren zu fliegen.
Nach Logik sollte man zumindest auf der Schlußgeraden nicht fragen (rasante Dekompression und andere Kopfschüsse), aber alles in allem ergibt das ein solides Monstergeglibber, wobei die Mühen der "prosthetics"-Bastler, die immer wieder betont werden, so opulent nun auch wieder nicht ausgefallen sind, da man die Ansichten des stets sich verändernden Viechs immer sehr kurz und verschnippelt gehalten hat. Für den gemeinen Schmodder-Fan reicht das Dargebotene allerdings reichlich.
Was stört ist das scheinbar grenzenlose Phlegma aller Beteiligten (in der OV zumindest), die entweder noch nie einen Monsterfilm gesehen haben oder relativ weichspülerfrisch an der Härte der Situation vorbei schlittern, denn ständig kriegen 2-3 Leute das Entscheidende immer nicht mit oder beschäftigen sich mit anderem Käse. Während Crenna sich solide durch seine Doc-Rolle arbeitet, liefert Weller jedoch eine enorm sedierte Gesamtleistung ab, nuschelt sich auch in Extremszenen um die Verantwortung herum und wirkt insgesamt so interessiert wie ein Hamster auf Valium. Dafür zieht Stern als Sex-Ekel vom Leder und Hudson gibt dem "talky black man" ordentlich Zunder, so wie man sich das in B-Pictures immer erhofft.
Ebenfalls auffällig (bei genauem Hinsehen) ist der geringe Anteil echter Unterwasserszenen, die man recht solide umgangen hat und stattdessen nachtblaue Trockensets verwendete, was aber nicht so störend auffällt.
Anfreunden muß man sich aber mit allerlei "Alien"-Anleihen, die in späteren Jahren allerdings noch wesentlich schlimmer und flacher verhackstückt wurden, aber auch hier jetzt schon nicht eben durch Originalität glänzen - die Haltung der Mutterfirma, ihre Vorgehensweise und das Finale an Bord einer Bohrinsel/Station passen aber irgendwie nicht ganz zusammen, bzw. interessierten die Hintergründe wohl nicht genug, um den Verschörungsplot zu einem konkreten Teil des Films auszubauen.
Abgesehen von einem sehr ruhigen Beginn aber ein netter Feuchtgrusler mit teilweise schicken Ekeleffekten der Güteklasse B, was Häufigkeit anbetrifft, die obligatorische 5-Meilen-unter-dem-Meer-Beklemmung des nahenden Todes will allerdings nicht aufkommen, dafür ist Cosmatos zu sehr an vordergründiger Action interessiert.
Sättigende Bringdienstware für den Fischgang. (6/10)