Review

Bildhübsche Amazone kämpft im Ersten Weltkrieg gegen dunkle Mächte…

WONDER WOMAN hätte so vieles sein können. Ein poppiger Superheldenklopper. Eine feministische Brechstange in das sonst so maskulin geprägte Superhelden-Patriarchat. Der endgültige Durchbruch für DC. Leider ist nichts davon etwas geworden.

WONDER WOMAN beginnt bunt auf einer von Amazonenkriegerinnen regierten Insel. Was folgt, ist das Grau in Grau des Ersten Weltkriegs. Das ist ähnlich düster wie die Settings von BATMAN V SUPERMAN und SUICIDE SQUAD. Im Vergleich zu den bunten Marvel-Welten wirkt das trist und pessimistisch. Aber okay: Geschmackssache.
Die Bösewichte sind lächerlich und tatterig. Ein alter Opi in Kaiser-Wilhelm-Kostüm (Danny Huston, X-MEN ORIGINS, CHILDREN OF MEN). Ein hagerer Schnauzbartträger als Kriegsgott (David Thewlis, „Prof. Lupin“ in HARRY POTTER). Unglaubwürdig, unansehnlich, uninteressant.
In einer Nebenrolle als englischer Spion, sozusagen „Wonder Woman’s Sidekick“, Chris Pine (STAR TREK-Reboot). Wer ihn als „Captain Kirk“ hasst, wird auch hier seine Probleme mit ihm haben.
Der Film beginnt spaßig, nach und nach häufen sich aber nervige Unzulänglichkeiten. Die üblichen Logikfehler eines Superheldenfilms gar nicht eingerechnet.

Einziger Lichtblick: Hauptdarstellerin Gal Gadot (FAST & FURIOUS 4 - 7, TRIPLE 9). Die 32-jährige Ex-Miss-Israel ist wunderhübsch und die taffe Weiblichkeit in Person. Sie strotzt vor Fitness und Beweglichkeit. Man sieht ihr das harte Training für die Rolle an. Sie kämpft nur mit Schild und Lasso. Also ähnlich wie Captain America. Mit ihren Manschetten und Unterarmpanzern kann sie Pistolenkugeln abwehren, was in Zeitlupe ziemlich cool aussieht. Ihre Hauptwaffe, der Weltenzerstörer, ist ein Schwert und kommt erst gegen Ende zum Einsatz. Einfach ein Hammerbabe. Ein megaheißes Chick, das eine geile One-Man-… pardon, One-Woman-Show abliefert. Ohne sie wäre der Film einen feuchten Dreck wert. Die Erinnerungen an Lynda Carter („Wonder Woman“, 1975 - 1979) und Lucy Lawless („Xena“, 1995 – 2001) verblassen förmlich.

Die Figur der "Wonder Woman" verbindet man mit Emanzipation, "Girl Power" und starker, unabhängiger Weiblichkeit. Hinsichtlich dieses Films drängen sich jedoch einige Fragen auf: Funktioniert Emanzipation nicht ohne Sexappeal? Weibliche Unabhängigkeit nicht ohne Minirock und Wespentaille? Muss eine starke Frauenfigur immer mit ausgeprägter Schönheit – oder zumindest ausgeprägten sekundären Sexualmerkmalen – gesegnet sein? Ein weiblicher Regisseur (Patty Jenkins, MONSTER) und eine Frau in der Titelrolle hätten auf feministisches Feingefühl hoffen lassen. Geboten wird jedoch der gleiche Schmäh wie immer. Eine hübsche Darstellerin wird in sexy Outfits gepackt. Das unabhängige Frauenbild kippt gegen Ende völlig. Unsere starke Heroine erliegt am Ende ihren Gefühlsduseleien zu einem Sterblichen und entscheidet sich für Heim und Herd. Das Finale ist so kitschig, dass man meint kotzen zu müssen, und Sätze wie „The World can only be saved by Love“ verabschieden den Film endgültig ins Reich des absoluten Oberbullshits. Die "Love"-Keule zieht der Film dem Zuschauer gnadenlos drüber. Und wer sich nicht erschlagen lassen will, der patscht zurück und zwar mit der eigenen Hand gegen die eigene Stirn. Dabei sterben zwar auch Gehirnzellen, aber mit Sicherheit nicht so viele, wie beim unkritischen Hinnehmen dieses pathetischen Schwülstes.

Ein sexy Bae im Kreuzzug für DC. WONDER WOMAN macht vieles besser als seine Vorgänger BATMAN V SUPERMAN und SUICIDE SQUAD, verkackt im Endspurt aber leider völlig. Emanzipation ist etwas Feines. Dieser von Hollywood designte Fake-Feminismus aber bestimmt nicht.

Fazit:
Die DC-Version von CAPTAIN AMERICA: THE FIRST AVENGER.

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