Review

Die Jackie Chan-Jünger loben den Streifen in den Filmolymp und der Ottonormalverbraucher steht, sich am Kopf kratzend, daneben und fragt sich, woraus dieser Hype sich nun eigentlich begründet. Der noch aus der Ära in Hongkong stammende Eastern setzt sich aus den üblichen Klamauksperenzchen und akrobatischen Fights zusammen, hält zudem in Nebenrollen einige bekannte Gesichter (u. a. Andy Lau oder Ho Sung Pak) parat und ist trotzdem nur purer Durchschnitt.

Der vom altehrwürdigen Studio Golden Harvest produzierte „Drunken Master II“ siedelt sich kurz vor der Jahrhundertwende, also während der britischen Kolonialzeit, an. Wong Fei-hung (Jackie Chan, „Rush Hour“, „The Medallion“) kehrt zusammen mit seinem Medizin praktizierenden Vater von einer längeren Reise mit Ginseng heim. Um das Geld für den Zoll zu sparen, versteckt der listige Wong das Heilmittel im Gepäck eines britischen Diplomaten. Als er später im Zug die Pflanze wiederbesorgen will, kommt ihm ein Dieb zuvor. Bald steckt er in größten Schwierigkeiten, weil sein gestrenger Herr Papa nicht erfreut über den Vorfall sein würde.

„Drunken Master II“ zeichnet sich durch den für Jackie Chan üblichen Zusammenschluss von Slapstick und Martial-Arts-Einlagen aus. Seinen Hampeleien kann zumindest ich seit jeher nichts abgewinnen und hier meint es zudem auch die deutsche Synchronstimme nicht gut mit ihm. Bleiben die Kämpfe, die zumindest Innovation versprühen. Denn Wong beherrscht das Drunken Boxing. Wir wissen Besoffene sind unberechenbar und wenn man ihre Reaktionen nicht vorhersieht, kann man sich auch nicht auf sie einstellen. Deshalb kämpft Wong am besten, wenn er einen in der Krone hat. Zumindest das ist dann sehenswert, denn „Gummipuppe“ Chan stolpert sich durch seine Gegner, als hätte er 10 Promille intus, verdrischt sie aber dennoch nach Strich und Faden.

Jackie Chan zeigt sich hierbei gewohnt quirlig, energiegeladen und körperbeherrscht, die Kämpfe allerdings nur Durchschnitt. Die oft zu hörende atemberaubende Choreographie scheine ich hier wohl verpasst zu haben. Das überlange Finale in einem Stahlwerk überzeugt immerhin mit beeindruckenden Stunts (Laufen über glühende Kohle) und von Wirework unterstütztem Dauergefighte. Man hat allerdings auch schon Exzentrischeres aus Hongkong gesehen.

Die Kulissen wirken authentisch, die Inszenierung an sich ungewöhnlich durchschnittlich und wenig experimentierfreudig. Der Kampf gegen die Obrigkeit und Ausbeutung, also der politische Klassenkampf ist hierbei wesentlich interessanter, als Wongs familiären Probleme. Seine Mutter reißt ihn nämlich in ganz schöne Schwierigkeiten.

Überzeichnete Figuren und ein ziemlich dünner Plot sorgen für Abzüge in der B-Wertung - leider häufige Probleme in Chan-Filmen. Normalerweise wird das mit spektakulären Stunts oder beeindruckender Choreographie übertüncht, doch „Drunken Master II“ hat leider nichts von alledem.


Fazit:
Die Fans dürfen weiter abfeiern, als weitestgehend neutraler Zuschauer bleibt jedoch nur der Durchschnitt hängen. „Drunken Master II“ hat nichts zu bieten, was man aus anderen Chan-Filmen auch kennt – vielleicht abgesehen vom Kampfstil. Chan zieht seine übliche Show ab, die Kämpfe sind rasant und der Slapstickhumor nervt wie eh und jäh. Vielleicht fehlt mir aber auch einfach das nötige Verständnis, um so ein Resultat als Kultfilm zu klassifizieren.

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