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Kinder können ihre Eltern zur Weißglut treiben und Eltern können ihre Kinder natürlich gleichermaßen nerven.
Aber was passiert, wenn der Geduldsfaden mal so richtig reißt, das ist das – ungewöhnliche – Thema von „Mom and Dad“.

Wobei: was erwartet man denn schon, wenn sich „Mom“ Selma Blair schon alltäglich in ein therapiebetreutes, vom Ehemann vernachlässigtes Nervenbündel verwandelt hat, welches lieber mit der unwilligen Teenagertochter kuscheln möchte, während „Dad“ jungen Mädchen hinterherstiert und sich in der midlife crisis zum untervögelten Beserker wandelt (Augenrollender Profi-Modus für Nicholas Cage).

Auslöser ist hier aber nicht die standardisierte Vorstadtehehölle, sondern statisches Rauschen, welches eines Tages aus allen technischen Geräten und Empfängern wie TV oder Smartphone dringt. Dieses hat nämlich bedrohlich herdenbildende Wirkung, wobei die Büffelherde von den Eltern dargestellt wird.
Das Rauschen hat nämlich nur eine Wirkung: sie bringt Eltern dazu, ihre eigenen Kinder meucheln zu wollen. Ohne wenn und aber!

Alle übrigen Sprösslinge sollten zwar nicht im Weg stehen, aber ansonsten sind sie generell sicher, die eigene Brut wird aber brutalstmöglich totgemacht, was natürlich nicht so gut kommt, wenn Elternhorden die High School wie die High-Speed-Zombies attackieren und Töchterlein schnell heimwärts muss, ehe das kleine Brüderchen von Mom seinen Lunch mit dem Küchenmesser präsentiert bekommt.

Wahn und Wahnwitz haben hier also Methode, wenn in der schicken Wohnanlage das Massaker ausbricht und die Kinder bemüht sind, einerseits die Eltern vom Killen abzuhalten, aber andererseits die Erzeuger möglichst nicht selbst zu killen, während Cage in sein standardisiertes Overacting abgleitet.

Ein schön finster-komischer Film, der allerdings eins nicht bietet : eine Erklärung für die Ursachen und eine Möglichkeit, die Epidemie in irgendeiner Form organisch weiter- oder fertig zu erzählen. So gerät der Film irgendwann in eine narrative, wenn auch spektakuläre Sackgasse, aus der es einfach nicht weitergeht. Und so beendet das Skript dann das Gemetzel einfach mit ein paar Luftaufnahmen und lässt den Zuschauer und einiger der Figuren in selbiger hängen. Das ist dann schon ein wenig ernüchternd, denn neben der grotesken Prämisse fehlt der Umsetzung dann die Stringenz, das Dilemma bis zur letzten Konsequenz durchzuziehen oder sich aus ihm erzählerisch wieder zu lösen.
Ergo gerät „Mom and Dad“ zu einer amüsant-schwarzhumorigen und leicht übertriebenen Kuriosität, der insgesamt aber die Grundlagen fehlen, außer dass man sich der Verschiebung der generellen familiären Machtverhältnisse widmet.
Unterhaltsam durch die Bank, aber eben dann nicht sättigend. (7/10)

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