Review

Erbensterben


Eltern - meist das erste auf der Welt, was wir sehen. Sie stehen für Schutz, Geborgenheit und Liebe. Fast jede Mutter würde ihr Baby automatisch aus tiefstem Inneren und von Natur aus über alles lieben, heißt es. In „Mom & Dad“ dreht man dieses (eh zum Teil überholte?) Konzept brutal auf den Kopf und lässt die Eltern, beeinflusst durch ein mysteriöses Störsignal, Jagd auf ihre Sprösslinge machen, um diese gnadenlos und gefühlskalt zu töten. Und wenn diese Eltern Nic Cage und (mit Abstrichen) Selma Blair heißen, dann weiß man, dass nicht nur die Kiddies einen wilden Ritt vor sich haben... 

Was ich an „Mom and Dad“ geil finde? Die Grundidee, die eine der ersten und festesten Sicherheiten im Leben makaber verdreht und als bissiger Kommentar zu „Kinder sind alles und unsere Zukunft“ verstanden werden kann. Ein Nic Cage auf 180. Immerhin ein paar saftige Attacken und Effekte. Eine richtig böse Situation im Kreißsaal mit einem Neugeborenen (auch wenn die noch viel, viel böser hätte sein können). Das geil-grindhousige Intro. Der Soundtrack bietet ein paar feine Titel. Lance Henriksen und sein „Überraschungsbesuch“. Die Allessäge. 

Was ich nicht gut bis richtig kacke an „Mom and Dad“ finde? Das plötzliche Ende ist eine Frechheit, einfallslos und nicht cool. Zu wenig roter Lebenssaft für dieses Genre und die fies-feine Idee. Selma Blair und auch die Balgen bleiben blass. Zu wenige Blicke über den Tellerrand bzw. die Situation im Haus. Exploitation-Feel geht schnell verloren. Oft zu glatt und zu sauber. Schnitt ist hektisch, Tonmix ebenso. Soundeffekte können nerven, obwohl sie natürlich extra und passend zum Thema so kratzig sind. Kein einziger Erklärungsansatz für das „Signal“. Allessäge kommt nicht wirklich zum Einsatz. Insgesamt wäre mehr drin gewesen. 

Fazit: Nic Cage überzieht schön und hier auch passend, die Idee ist abgefuckt und geil, die Laufzeit ist (zu?) knackig und längenlos. „Mom and Dad“ ist Hochglanz-Exploitation-Kino, das natürliche, menschliche „Grundgesetze“ und elterliche Gefühle ad absurdum führt und schnörkellos drauflosrennt und viel niedermetzelt. Manchmal weiß er zwar nicht genau wohin, gegen Ende waren wohl die Ideen aus und der Goregehalt könnte wesentlich weiter aufgedreht sein - doch im Grunde hatte ich eine gute, flotte, positiv bescheuerte Zeit. Day of the Dad. Ich hab' dich gemacht - ich kann dich zerstören. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass die Prämisse einen noch viel besseren, schockierenderen Film in sich trägt... 

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