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Ein Augenblick des Innehaltens. Für einen kurzen Moment zwischen 2017 und Frühjahr 2018 scheint die Karriere des Nicolas Cage wieder auf die richtige Bahn geraten zu sein; ist der Weg in das Massenpublikum der Kinos weltweit zwar jetzt und auch in Zukunft wohl unwiederbringlich in die Ferne gerückt, wird sich aber auf den Festivitäten getummelt und dort die Kritiker im kleinen erlesenen Kreise verzückt. Die meiste Aufmerksamkeit dürfte dabei Cosmatos' Mandy innehaben, der sich als psychedelischer Rachethriller/Drama verkleidet, und bereits emsig Vorschusslorbeeren einheimst und die Erwartungen ins Unermessliche rückt, 'gefolgt' zum zuerst erschienenen Actiondrama Vengeance: A Love Story und dem vorliegenden Mom and Dad, welcher als derbe Horrorkomödie die Geschichte des ständigen Generationenkonfliktes und die (in letzter Zeit sowieso überhand nehmenden bzw. erbittert erörterten bis diskutierten) Problematiken der Erziehung seitens der Eltern und die Rolle der Kinder darin sowie auch die "Gefahren" der Midlife Crisis einmal auf etwas andere Weise erzählt:

Als in ihrer im Südosten der Vereinigten Staaten gelegenen Kleinstadt und dann auch weltweit und schlagartig gar merkwürdige Vorkommnisse gehäuft auftreten, in denen bislang treusorgende und pflichtbewusste Eltern ihren Sprösslingen bei jeder sich bietenden Gelegenheit Gewalt antun und nach dem Leben trachten, gerät auch die Teenagertochter Carly Ryan [ Anne Winters ] und ihr jüngerer Bruder Josh [ Zackary Arthur ] in arge Bedrängnis. Vater Brent [ Nicolas Cage ] und Mutter Kendall [ Selma Blair ] sind ebenso von dem Blutdurst befallen, und holen als erstes den Werkzeugkoffer und dann auch schnell die schweren Geschütze heraus.

In einem Genre, wo 'normalerweise' die Jungen und noch Kleinwüchsigen eher aus ihrer untergeordneten Funktion ausbrechen und es in Village of the Damned über Who Can Kill a Child? und Children of the Corn zu Eden Lake hin den Großen an den Kragen geht, werden hier einmal die Verhältnisse 'gerade gerückt' und umgedreht, sind es genau die Personen, die die Kinder auch in die Welt gebracht haben und ihnen das Leben geschenkt, die es nun wieder zu nehmen versuchen; und dies mit Vorteilen vor allem in der Größe und so auch der Kraft und der Erfahrung vor allem. Erschienen ist die von den noch jungen Firmen Armory Films, XYZ Films und The Fyzz Facility gestemmte und erstmals von Brian Taylor allein (ohne Mark Neveldine) geschriebene und gedrehte Produktion dabei zu einem Zeitpunkt, zu dem gerade die Beziehung zwischen Kindern und Eltern auf einem Prüfstein steht und die Familie im üblichen Mittelpunkt des Lebens sowieso im Wandel einer Patchwork-Vereinbarung oft auch nur oft Zeit befristet und nicht wie ehedem unendlich und allgemein gültig ist ist; ein Kommentar zur (für Eltern und den Adoptiv- und Stiefvertretern, plus auch anderen Erziehergruppierungen) täglichen Brisanz in der Verunsicherungsspirale zwischen Überbehütung, 'Tigermütter', der Demokratie, der Leitwolfmethode, der Laissez-faire Haltung usw. usf., die mit stetig wachsenden Ratschlägen und Ratgebern sowie dem guten alten "Zwei Ärzte, dreierlei Meinungen" Aphorismus noch gefüttert wird und in der letztlich beide Parteien oftmals untergehen.

Natürlich ist das hier keine ausgemachte Abhandlung darüber, keine Kunst und keine Literatur, bekommt der Zuschauer seine Satisfaktion über die bereits bei Gamer oder den Crank-Zweiteilern bewährte Methode, eine gewisse Realität erst aufzuziehen und dann schlagartig umzukippen und eigene verrückte Ideen in ebensolcher Haudrauf-Inszenierung damit zu konfigurieren.  Eine Zirkusnummer also, die mehr oder minder bissig in seiner Ausgestaltung, eher überraschend handzahm in der Vermeidung und bloß Andeutung oder gleich nur das Zeigen der Reaktion von blutigen Details (wie dem Kleiderbügel quer durch das Gesicht, oder der abgebrochenen Bierflasche in der Halsschlagader), und mit dem dafür bestens geeigneten Kandidaten Cage als verbal lautmalerischen, innerlich erbärmlich seinem früheren Leben und den verpassten Chancen nachweinenden Show- und Hampelmann, sowie in ihrer Ergänzung durch Blair in geeigneter Art und Weise besetzt ist.

Getreu dieser Sippenhaft, die von Geburt an besteht und bis zum Tode verbunden ist, und wo "das Blut ist dicker als Wasser" nicht nur als Sprichwort, sondern unvermeidlich und unveränderlich gilt, spielt der Film auch an den Brennpunkten der Beziehung, die im Krankenhaus auf der Geburtenstation beginnt, und in Umwegen und Abkürzungen über die zwangsläufigen Halteorte der Schule und natürlich des Elternhauses ihre weiteren Überschneidungen findet. Dabei eröffnet die Handlung mit einer Art von Rauschenden Fernsehbild, mit einer Sendestörung, die in Form weiterer Interferenzen sich auch durch die gewohnt bildhafte Inszenierung von Taylor zieht und eher einer Dramaturgie in Form von herausstechenden Einzelszenen und weniger dem großen Ganzen auflöst. Kurz und knackig zumindest, ohne Vorlauf und Erklärungen, ein Kaleidoskop verschiedener Sinneseindrücke, die allesamt das zwangsläufiger Älterwerden der Eltern und die unterschiedliche Beziehung zu ihren Kindern und vor allem auch umgekehrt und untereinander im Auge hat, und das wahre Boshafte gerade in einigen schmerzlich wahrhaftigen Dialogen (oder eher Monologen, aufgrund der von ihrer fast weinenden Mutter gänzlich unbeeindruckten Tochter und ihrem bloßen "whatever") im Sinne führt.

Also, eine schwarze Komödie sicherlich, mit einem Umfeld und einer Behandlung, die in größeren Szenen wie auf dem Sportfeld nach dem ersten Zusammenbruch der Zivilisation phasenweise an galoppierende Genrearbeiten wie Maximum Overdrive, The Happening oder der Neuauflage von The Crazies, und in dem bald privaten Gemetzel untereinander im trauten Heim mehr an vergleichbar Innerhäusliches wie The Babysitter oder Better Watch Out, und speziell auch der Zerstörung des Spätvierziger weißen Mannes vor allem an Knock Knock erinnert, und auch diesen schleichenden Aufbau mit allerlei Vorwarnungen und dann bald dem Unaufhaltsamen von Schmerz hier und Lächerlichkeit da führt. [Ursprünglich wurde das in 24 Tagen in Louisville, Kentucky gedrehte Projekt Blumhouse Productions angeboten, die allerdings die Geschehnisse rein in den vier Wänden reduzieren wollten, was der Intention von Taylor widerlief.]

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