Besonders die Siebziger sind beim Horrorfilm geprägt von merkwürdigen Drehbedingungen, da Tierschutz kaum existierte und manche Leute ihre eigenen Regeln zum Set brachten.
So sollte beispielsweise Paul Naschy, der hier die Hauptrolle bekleidet und gleichzeitig das Drehbuch verfasste, einer echten Leiche den Kopf abschneiden, was er trotz einiger Gläser Whisky nicht fertig brachte. Und auch die Ratten, die in den Katakomben auf einer Leiche krabbeln und anschließend teilweise in Brand gesetzt werden, waren leider echte Nager.
Davon abgesehen lebt dieser spanische Grusler primär von seiner tragischen Stimmung und dem trashigen Flair durch den klassischen Mad Scientist.
Naschy verkörpert den buckeligen Leichengräber Gotho, der täglich am Krankenbett der todgeweihten Ilsa verweilt. Als diese stirbt, kann Gotho ihren Tod nicht verschmerzen und fleht Dr. Orla an, sie wieder lebendig zu machen. Eigennützig lässt der Professor fortan Leichen anschleppen und Frauen entführen, um die neuartige Kreatur zu füttern. Doch wann wird der zurückgebliebene Gotho den Plan von Orla durchschauen…?
Fast wähnt man sich zu Beginn in einer Heimatschmonzette aus Österreich, als das Akkordeon dudelt und man nach einigen Ausschnitten der saftigen Natur in eine Dorfkneipe schwenkt, in der Wettsaufen angesagt ist. Doch die Idylle trügt, als einer der Säufer tot zusammenbricht und Gotho anschließend an ihm herumsägt.
Und obgleich die Hauptfigur grausame Taten begeht, bleibt er Sympathieträger, denn nicht von ungefähr erinnert seine tragische Figur an die des Glöckners von Notre Dame. Von Kindern ausgelacht und mit Steinen beworfen, von Pflegern und Medizinstudenten beschimpft und provoziert und von Orla herumkommandiert, hat er sich die Liebe im Herzen bewahrt und zögert sogar bei den Avancen durch eine Krankenschwester, die es ausnahmsweise ernst mit ihm meint und bei der Flucht vor der Polizei zur Seite steht.
Auf atmosphärischer Ebene lebt der Streifen vor allem von den Räumlichkeiten der Katakomben, dem klassisch ausgestatteten Labor des verrückten Wissenschaftlers, mit Ungetüm hinter der Holztür, einem Säurebad und den vielen verwinkelten Gängen.
Unterstrichen wird das Ganze von kleinen Splattereinlagen wie abgetrennten Köpfen, hervortretendem Gedärm und einem heraushängendem Augapfel. Wofür die kurze Einlage mit dem blutigen Auspeitschen gedacht war, bleibt demgegenüber vage, denn einige Male springt das holprige Skript mit rauen Schnitten zu den merkwürdigsten Szenen, wobei die Nebenfiguren allesamt schwache Funktionen bekleiden, teilweise gar völlig unnütz sind.
Zwischenzeitlich gibt man sich etwas geschwätzig, doch auffallender Leerlauf entsteht zu keiner Zeit, da selbst die ruhigen und traurigen Momente mit einem leidenden Gotho noch etwas Tiefe in die Geschichte bringen.
Trashig geht es im Kontrast dazu im Labor zu, - das Ungetüm hört man bis kurz vorm Finale nur abwechselnd schreien und lachen, alle Nase lang werden frische Opfer hinunter gebracht, doch scheinbar ist die Polizei zu blöde, dem morbiden Treiben auf die Spur zu kommen.
Dazwischen gibt es ein paar Prügeleien, einmal Füße küssen, ein paar selbstgefällige Ansprachen des verrückten Professors und am Ende sieht man letztlich noch kurz das Monster, wovon man sich als Trash-Freund ein wenig mehr Einfallsreichtum versprochen hätte.
Dennoch sind Freunde uriger Gruselfilme angesprochen, die auch mit den späten Frankenstein-Verfilmungen der Hammer Studios etwas anfangen können. Etwas Trash gehört natürlich dazu, ein paar grottig agierende Darsteller auch, doch der eingängige Score, die stimmigen Sets und eine Hauptfigur mit Tiefe kaschieren so einige Mankos dieses spanischen B-Filmchens.
6,5 von 10