Gotho (Paul Naschy), ein buckliger Handlanger in einer Leichenhalle verliebt sich in die totkranke Ilsa, die er immerfort im Krankenhaus besucht. Gotho gilt in dem kleinen idylischen Dörfchen als verschrien, aufgrund seinem buckligen Gang wird er nicht akzeptiert und selbst von Kindern, Ärzten und normalen Bürgern gehänselt und gemobbt. Als ihn der Geliebte von Ilsa bloßstellt, übt Gotho Rache und bringt ihn zur Strecke. Bald darauf segnet Ilsa das Zeitliche und Gotho setzt alles daran sie ins Leben zurückzuholen, da sie die einzige Person war, die ihn mochte und nicht auslachte. In einem Professor sieht er die Lösung seiner Probleme, der ihm verspricht Ilsa zu reanimieren, wenn Gotho ihm Leichenteile besorgt. Doch der Professor missbraucht Gothos Naivität für seine wahnsinnigen Experimente, der in ihm bloss einen heurigen Diener sieht.
Die Stunde der grausamen, ein reisserischer Titel, der erstmal wahrhaft an einen typischen Zombieklopper erinnern lässt, aber sich dann als was vollkommen anderes herausstellt. Der deutsche Titel ist Etikettenschwindel en masse und wahrhaft eine wirkliche Fehlbenennung, denn mit gierigen Zombies hat das ganze absolut nichts zu tun, stattdessen wird eine Story im Frankenstein-Prinzip aufgefahren, die so als solches als lupenreiner und wunderschöner Gothichorror hervorsticht. Eingeführt wird der Film mit endschönen und verträumten Bildern einer idyllischen spanischen Landschaft und eines kleinen altertümlichen Bauerndörfchens. Im Hintergrund lauert ein Score, wie er für einen 70er Jahre Heimatfilm, nicht hätte besser passen können. Die Scheinidylle scheint perfekt, bis Gotho, der verachtene Bucklige von Kindern mit Steinen beschmissen wird. Paul Naschy als Gotho sondert in diesem herrlichen Geschehen des Filmes solch sonderbares Können in diese Person, das man das ganze wohl schon als sehr durchdringendes Drama bezeichnen könnte. Selten wurde ein Charakter so gut durchleuchtet und vorallem so tadellos gespielt. All seine naiven Handlungen sind vehement nachvollziehbar, sein Wandel vom etwas zurückgebliebenen, aber immer stets netten und sympatisch Friedlichen, der oftmals wie ein zurückgeschrecktes Kind wirkt bis hin zum gierigen und rücksichtslosen Mörder, der wie ein Tier Rache übt und wahllos mordet um der Liebe zu Ilsa wegen, ist in seiner Darstellung eine Glanztat und lässt mich erstaunen, vorallem wenn man Paul Naschys grottenschlechte Leistung in "Blutrausch der Zombies" im Kopf durchgehen lässt. Wenn man weitere Faktoren von diesem unsäglichen Film im Kpf durchgehen lässt, der allzusehr als ultrasleaziger Trash anmutete, ist "Die Stunde der grausamen Leichen" ein wahrhafter Glanzfilm, der in all seinen Facetten exzellent ist. Eine wahrhaft verträumte und exzellente Kameraarbeit, verträumte in all seiner Zweideutigkeit morbide und wunderschöne Bilder, schöne Landschaften und endgute Kulissen machen diesen Frankensteinverschnitt zu einem wahrhaft Erlebnis, auch wenn der Film an sich einen recht schmalen Plot auffährt, kann hier alles grundlegend begeistern. Zwar beschränkt sich das Geschehen im Verlauf des Filmes nur noch auf die expliziten Morde Gothos und der Beziehung zu Ilsa, dem verrückten Doktor, aber wie sich das ganze abspielt ist wahrhaft erdrückend. Das eingerichtete Labor in den Verliesen, Folterkammern und Dungeons mit all seinen dunklen Gängen und Räumen sorgt für endlose Atmosphäre, eine morbide Atmosphäre, die einen solchen Film zu einem Glanzstück macht. Der Film wechselt gekonnt von Drama zu charmant morbiden Gruselfilm hinzu extrem versauten Goreeinlagen die in ihrer Quantität und auch Qualität absolut zu überzeugen wissen. Für das Alter das Filmes ist das überaus beachtlich wie gekonnt diese umgesetzt wurden und sind ein Paradebeispiel dafür, was mit diesen Mitteln umsetzen kann. Amateurhaft wirkt hier gar nichts, von Dilletantismus, wie wir ihn aus anderen spanischen Produktionen kennen (Reitende Leichen) fehlt jede Spur. Hier wirkt alles nahezu wie aus einem Guss und man war sich wahrlich bewusst was sie sich mit all seinen kreativen Ideen und Handlungsumschwünge für grosse Ziele gesetzt haben. Letztlich können diese, wie auch schon erwähnt durchaus überzeugen. Da die herzerweichende Romanze, der Tod Ilsas, der Drang Gotho sie ins Leben zurückzurufen, der irre Doktor, mit dem das Frankensteinschema gekonnt aufgefahren wird und den Film schon ein wenig in Mutantenhorror abdriften lässt, die herrlichen Goreeinlagen, die wahrlich guten Aussen, Innen und Unterkulissen und eine Gruselatmosphäre die so zum besagten Kontext besser nicht passen könnte.
Fazit:
Ein wirklich beachtlicher Film, der wohl jeden 70 Jahre Horrorfan endlos begeistern wird. Ein Zusammenspiel aus bildhafter Morbidität, scheinIdylle und wirklich tiefschürfender Dramaturgie. Wirklich beachtlich für einen solchen Film, vorallem wenn man dabei an andere Horrorvertreter aus spanischen Landen denkt.
9/10