Was passiert, wenn man Motive wie „Frankenstein“ und „Der Glöckner von Notre Dame“ in einen Topf wirft, dies gründlich vermischt und dann einen Film davon dreht. Ganz klar, „El Jorobado de la Morgue“ entsteht und wird alte Genrefans entzücken.
Der bucklige Ghoto (Paul Naschy) hat es nicht leicht. Von Natur aus ein Krüppel, wird er von allen Personen verachtet und verspottet. Nur bei der kranken Ilsa bekommt Ghoto Verständnis und fühlt sich wohl. Ghoto besucht Ilsa oft im Krankenhaus und verliebt sich in sie, obwohl beide wissen, dass Ilsa nicht mehr lange zu leben hat. Nach Ilsas Tod will Ghoto die Leiche aus der Leichenhalle stehlen. Eigentlich kein Problem für ihn, arbeitet er doch dort. Doch dort ebenfalls arbeitende Leute machen sich über die tote Ilsa lustig und wollen sie bestehlen. Ghoto rastet aus, tötet die Männer und flieht mit der Leiche in ein unterirdisches Werk. Sein Traum ist, dass Ilsa wieder lebendig wird.
Zur gleichen Zeit verliert auch der dubiose Professor Orla seinen Forschungsauftrag an der Universität. Gotho bittet Orla um Hilfe, Ilsa doch wieder lebendig zu machen. Orla willigt ein, benutzt er Gotho doch jetzt dazu, sich weitere Leichen kommen zu lassen. Doch irgendwann reichen Leichen nicht mehr und Orla braucht lebende Menschen. Ghoto ist zu allem bereit, nur um seine Ilsa wiederzubekommen...
Die spanische Horrorkunst hat einen Namen – Paul Naschy. Wohl kaum eine Figur ist so präsent für ein Land, dass mir auf anhieb keine weitere Person einfällt. Naschys Filme sind natürlich teilweise außerordentlich trashig, doch sie haben den gewissen Charme und „El Jorobado de la Morgue“ ist dazu sogar noch ein sehr guter Film.
Der Film gukelt uns einen Ort in Deutschland oder Österreich vor, dennoch wurde er komplett in Spanien gedreht. Schon die Örtlichkeit bietet eine grundsolide Stimmung für den Film, das gleiche erreicht die Musik. Wirkt sie anfangs noch ein wenig wie Kirmesmusik, so wird diese doch relativ schnell durch einen wirklich gelungene und melancholische Musik ersetzt, die wunderbar zum Film passt und eigentlich die komplette Situation wiederspiegelt.
Nicht zu vergessen sind natürlich die schauspielerischen Leistungen und da muss man einfach zugeben, hier ist Naschy brillant in der Rolle des buckligen Ghoto. Naschy schafft es, Mitleid zu erregen und trotz er Taten Ghotos kommt nie so was wie Hass oder ähnliches auf. Naschy verkörpert die Rolle des Ghoto einfach und zeigt, er kann auch andere Personen spielen als nur den Werwolf. Die Rolle des bösen wird von Albero Dalbes übernommen als Professor Orla. Bei dieser Person hat man schon eher ein ungutes Gefühl, die ganze Person Orla wirkt unsympathisch, die nur für den eigenen Erfolg lebt und Ghoto als Handlanger missbraucht.
Die restlichen Rollen sind kaum der Rede wert, erwähnenswert sind noch Rosanna Yanni und Maria Perschy und Maria Arpon. Wer sich gut im spanischen Film auskennt, wird Maria Arpon als das erste Opfer der reitenden Leichen wiedererkennen.
Gerade die Naschy/Molina Filme waren dafür bekannt, öfter mal Kleidungsstücke bei Frauen gar nicht erst vorhanden sein zu lassen. Da wundert es sich schon wie sehr „El Jorobado de la Morgue“ sich zurückhält. Ist es in den anderen Naschy-Filmen oft so, dass dort immer zwei Fassungen gedreht wurden (ein Exportfassung mit viel nudity, eine spanische Fassung, wo die Frauen bekleidet waren), so gibt es hier nur eine Szene, in der man selbst in der Exportfassung kaum was sieht. Es sei jedoch anzumerken, dass man scheinbar etwas mehr nudity zeigen wollte, doch die spanische Zensurbehörde wurde wohl durch eine Szene mit Naschy und Yanni so geschockt, dass die Szene direkt vernichtet wurde. Auch hat man den Eindruck, im Film wurde damals noch so einiges mehr geschnitten, da es einige, recht komische und harte Schnitte gibt.
Umso bemerkenswerter sind doch die teilweise recht harten Szenen, die „El Jorobado de la Morgue“ auszeichnet. Hier werden Hände, Füße und Köpfe abgetrennt usw. Natürlich ist dies noch nicht die große F/X Kunst, wie man sie heute kennt, aber für die damalige Zeit recht ordentlich in Szene gesetzt. Ferner gab es zwei Szenen, die für einiges Entsetzen sorgten und auch wahr sind. Zunächst war die Frage, ob Paul Naschy einer echten Leiche wirklich den Kopf absägt. In der Tat war die Leiche echt und Naschy begann auch munter zu sägen, doch ganz so einfach war es dann doch nicht und man entschied sich dann doch für einen unechten Kopf. Schwerwiegender ist da wohl die Szene, in der Ratten Naschy und Maria Arpon angreifen. Diese waren wirklich echt, ausgehungert und bissen wirklich zu. Leider wollte es das Drehbuch so, dass die Ratten dann bei lebendigen Leibe verbrannt wurden. Sicherlich sehr fragwürdig diese Szene.
Dennoch bleibt zu sagen, dass dieser Film ein gelungener Querschnitt durch die verschiedenen Epochen des Horrorfilms ist. Fans der alten Hammer-Optik werden sich hier genau so wohlfühlen wie diejenigen, die mehr dem 80er Jahre Film zugetan ist, wie er z.B. auch in Italien entstand. „El Jorobado de la Morgue“ ist da ein wunderbarer, stimmungsvoller Mix.
Fazit: Sicherlich gehört „El Jorobado de la Morgue“ zu den besten Naschy-Filmen überhaupt. Da darf es auch erlaubt sein, einmal die wundervolle Anolis-Edition zu erwähnen, eine Veröffentlichung von Fans für Fans, die es wahrlich in sich hat. Da macht es Spaß, zuzuschauen und Paul Naschy ist einfach ein klasse und sympathischer Typ, dem man gerne zuhört, wenn er in deutsch(!!!) über diesen Film erzählt.
So erhält man einen gelungenen Mix aus „Frankenstein“ und „Der Glöckner von Notre Dame“ Motiven, gepaart mit einigen ziemlich harten Effekten. Ohne Übertreibung darf ich sagen, „El Jorobado de la Morgue“ ist sicherlich einer der besten spanischen Horrorfilme überhaupt und darf in keiner ernsthaften Sammlung fehlen, gerade nicht in der Anolis-Edition.