Review

"Hear that?
That's the first noise a .357 makes.
Wanna hang around for the second?
"

Neben 12 Rounds und dem bis dato etwas vernachlässigten Condemned die große und vergleichsweise auch stabile Franchise-Reihe aus der WWE Studios Schmiede, die sich ursprünglich vom Gang in die Kinos angefangen mittlerweile auf die Direct-to-Video Distribution bzw. den Streamingdiensten verlagert und dort den zugkräftigen Titel vermehrt ausgeschlachtet haben. Hierbei ist sogar so etwas wie eine Reihung bzw. eine Fortsetzung, die mal mehr und mal weniger schlüssig ist vermelden, wird doch mittlerweile die Figur beibehalten und diese nur in ein stetig anderes Umfeld, und somit eine anderes potentielles Szenario gesetzt. Das Drehteam dahinter wechselt allerdings, womit auch die Qualität phasenweise gut und ansonsten am Schwanken ist, wobei man hier zumindest vergleichsweise talentierte Leute hinter der Kamera vertreten hat, und so nunmehr James Nunn von seinen Vorgängern Kaufman, Wiper, Reiné und dem ursprünglichen John Bonito übernimmt:

Der ehemalige Marine Jack Carter [ Mike Mizanin ] hat sich zum Paramedic ausbilden lassen, wobei er die notfallmedizinischen Dienste mit der erfahrenen Kollegin Zoe Williams [ Anna Van Hooft ] als Begleitperson ausübt. Als sie zu einem Herzinfarkt in einem außerhalb der Saison geschlossenen und auch leicht abgelegenen Vergnügungsparkt gerufen werden, stoßen sie dort auf den durch Schusswunden verletzten Cole [ Nathan Mitchell ], der kurz zuvor mit einem Freund ein erfolgreiches Attentat auf den Anführer der Bikergang "Lost Legion" ausgeübt hat, dabei allerdings auch beobachtet wurde, auf der Flucht angeschossen und nunmehr von der restlichen Bande verfolgt. Während die Sanitäter anfangs nur um Coles Leben kämpfen, sehen sie sich im Parkhaus des Parks alsbald einer Übermacht, angeführt von den zornigen Biker-Stellvertreter Vincent [ Sandy Robson ] und dem rachedurstigen Alonzo [ Taylor Rotunda ] gegenüber, die nun auch ihnen an den Kragen wollen.

Nunn ist frisch vom Eliminators - Dreh herüber gejettet und eigentlich auch nur wegen diesem Titel erstmal als 'interessant' bis eventuell 'vielversprechend' für spätere Aufgaben gesetzt; ein preiswerter, aber flotter Actionthriller in den Straßen von London, ein Duell zwischen Adkins und Barrett, zwischen Gut und Böse, und dies formuliert ohne viel Finesse, aber auch ohne viel Fett. Marine 5 selber geht preislich noch mal eine Spur runter, eine Klasse tiefer, was eher die Umkehrung von der sonstigen Formel von Sequels, dem sonstigen "größer, besser und weiter" und ein schlechtes Omen für eventuell noch weitere Erzählungen ist. Ein Vertrauen auf den bislang zugkräftigen Namen, der sicherlich erstmal hellhörig für den geneigten Zuschauer, aber im Marketing selber nicht selbstverständlich auch für den Zugriff dessen, angesichts eines alles andere als beeindruckenden, eher abschreckenden Trailers mit so gar keinerlei Schauwerten vor allem ist. Ein Zeichen der (Über)Forderung des Studios, die mit sinkenden Gewinnen aus der Distribution rechnen und leben müssen und so die finanzielle Klammer angesetzt haben, was mittlerweile leider so nötig und gewohnt auch für Genreware aus den Bereichen Horror und eben auch dem gemeinen Actionfilm ist.

Da der Schauplatz (gedreht wurde in Vancouver) durch die Vorgaben des Skriptes von Edward McHenry  & Rory McHenry  (mit Unterstützung und den Charakteren durch Scott Wiper) notgedrungen etwas begrenzt ist, (wenn auch später etwas größer werdend), versucht Nunn seine Mischung aus vielen kleinen Bewegungsszenen aus Eliminators plus einer griffigen, wenn auch leicht einfarbigen Optik und vielerlei Bedrohung durch Beengung und Näherrücken der sich später auch potenzierenden Angreifer hier zu wiederholen, was ihm im gemäßigten Rahmen doch erstaunlich gut gelingt. Der ausschlaggebende Anschlag aus dem Hinterhalt und die schnelle Antwort der Bikergang, die mitsamt ihrer Kneipe als Hauptquartier wie frisch aus Stone Cold oder dem Made of Steel herüberkopiert aussehen, stellt den forschen Einstieg der Handlung dar, in der dann und auch später vereinzelt die Schusswaffen und die entsprechenden Einschläge in Leib und Material dominieren.

Zudem ist Hauptdarsteller Mizanin mittlerweile durch die früheren Einsätze am Drehset und den Erfahrungen vor der Kamera ein durchaus solider Darsteller, der auch relativ natürlich und normal im Bilde wirkt und nun auch nicht etwa überdimensional wie bspw. Cena oder Austin, sondern wie ein recht adretter, durchaus auch sympathisch scheinender 08/15 Typ von Nebenan noch, wenn natürlich etwas fitter als der Durchschnitt aussieht. Die nunmehrige Position als Rettungssanitäter und die Vorgängergeschichte wird auch im Film erwähnt ("I know all about your military career. Sergeant in the Marines, two tours in Afghanistan, and a Bronze Star for displaying unwavering courage in the face of the enemy. And a very short engagement in private security, and now you're an EMT."), wobei der Umschwung der Prioritäten und der eher ungewohnte Berufswechsel zwar keinerlei Erläuterungen bekommen, später und bald aber sowieso die Erfahrungen im Nahkampf, der Waffenkunde und der Taktik zählen. Der erste Tag im Job gestaltet sich dem nach etwas anders als erwartet, aber während der permanenten Belagerung im Parkhaus immerhin zufriedenstellender als der Rettungseinsatz zu Beginn des Filmes, der (ohne sein Verschulden) fatal endet und kein so fröhlicher Schichtbeginn für den (über)eifrigen Neuling ist.

Also: Optisch und visuell wie gewohnt eher grob, aber übersichtlich, und vor allen Dingen auch in den Flucht-, Verfolgungs- und Actionszenen mit nachvollziehbaren Schnitt. Und mit einer ballastfreien Geschichte, die ihre Spannungsdramaturgie aus dem Ausnutzen des insgesamt eingeschränkten Rahmens von Raum und Zeit und dort auch aus gut vorhandener Tradition wie bspw. Self Defense [ 1983 ], Tenement [ 1985 ] und dem Enemy Territory [ 1987 ], frühes willkommenes Bahnhofskino- und Videothekenfutter demnach zieht.

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