kurz angerissen*
Out Of The Ghetto, Into The History. Guy Ritchie hat es weit gebracht und ist doch bei seinen Ursprüngen geblieben: Zu Beginn seiner Karriere hat er in britischen Seitengassen Stories über Gangster und Betrüger gedreht, heute inszeniert er ein wildes Mittelalter-Fantasy-Epos mit Magiern, Schwertern und Ungetümen aus dem Computer. Geblieben ist aber der Dunst englischer Kneipen, eingefangen in desorientierenden 360-Grad-Rotationen und sprunghaften Bildmontagen. „King Arthur“ ist als „Ritchiefikation“ angelsächsischer Geschichte der nächste logische Schritt auf seine „Sherlock Holmes“-Modernisierung und beeindruckt einmal mehr mit Beharrlichkeit und Querköpfigkeit innerhalb der Regeln des Popcornfilms.
Selbst Hauptdarsteller Charlie Hunnam ist Profiteur offensichtlichen Type Castings nach Ritchie-Geschmack; wenn er als König proletarischen Ursprungs mit nacktem Oberkörper einen Knuckle Fight bestreitet, muss man schon zweimal hinschauen, um nicht Brad Pitt als versoffenen irischen Preisboxer in ihm zu sehen.
Das funktioniert, weil ein Ritchie-Film eben ein Ritchie-Film ist. Obwohl „King Arthur“ in Sachen Farbgebung, Soundtrack und Dramaturgie düster gehalten ist, reicht oft schon die Nutzung überzeichneter Actioneinlagen (teilweise unterfüttert mit Kameraperspektiven, die bisher fast ausschließlich in kontemporären Filmerzählungen zur Anwendung kamen und daher betont als modern wahrgenommen werden), um Augenzwinkern zu signalisieren.
Auf diese Weise legt das Publikum Ansprüche an historische Authentizität bereitwillig ab und lässt sich auf die phantastischen Elemente ein, die mit State-Of-Art-Effekten beeindruckend realisiert werden, auch gerade weil sie nicht prahlerisch in den Mittelpunkt gestellt werden, sondern oft eher beiläufig in die unkonventionelle Montage eingeflochten sind. Die Bildfülle ist so beeindruckend, dass man auch gerne mal über weniger kreative Leihgaben hinwegsieht (Stichwort Herr-der-Ringe-Oliphanten). Ganze Panoramen in Weitwinkel- und Vogelperspektiven wechseln sich ab mit Detaileinstellungen, die Verzierungen von Schwertern oder einfach die Strukturierung von Holz, Stein und Lehm einfangen.
Natürlich handelt es sich dabei um reine Zerstreuung, die Wissbegierigen über die Artus-Sage rein gar nichts beibringen kann, als solche erfüllt sie aber ihren Zweck viel besser als das Gros der Gegenwarts- und SciFi-Blockbuster, die wochenlang unsere Kinosäle verstopfen.
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